@lynx: damals wusste ich noch nich so wirklich wie man ne gute storyline aufbaut ^^""
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Das Geräusch der Tür schreckte ihn aus seinen Erinnerungen. Fluchend stellte er das Wasser von Herd und wandte den Blick.
Es war Hikaris Schwester. Sie stand in der Tür und sah ihn ruhig an.
„Er ist tot, nicht wahr?“ Ihre Stimme war beinahe noch emotionsloser, als der Blick ihrer kalten, purpurvioletten Augen.
Ryuu sog scharf Luft ein, nickte dann aber einfach. Woher bei allen Göttern wusste sie das? „Ja, woher…?“
„Egal. Meine Schwester ist da, im Schlafzimmer.“
Wieder war zu perplex, um irgendetwas anderes zu tun als zu nicken. Dann riss er sich zusammen. „Wie… wie hast du meine Wohnung gefunden?“
„Ich bin meinem Instinkt gefolgt.“ Sie setzte sich an den Tisch.
Er verkniff es sich, die Brauen zu heben; sie hatte kein Benehmen. „Möchtest du Tee?“
„Ja… bitte.“
Ryuu seufzte und goß das heiße Wasser auf und musterte sie derweil aus dem Augenwinkel. Miyako schien das absolute Gegenpol zu ihrer Schwester zu sein; sie hatte pechschwarzes Haar, Augen von der Farbe eines späten Sonnenuntergangs und blasse, alabasterfarbene Haut, die sie wie eine Porzellanpuppe erscheinen ließ. Hikari war auch blass, aber nicht derartig; eines schienen die beiden allerdings gemein zu haben: sie waren beide sehr hübsch.
Er nahm die beiden Tassen und nahm ebenfalls am Tisch Platz.
„Du lebst alleine hier,“ sagte sie plötzlich und Ryuu horchte auf. „Wo sind deine Eltern?“ fuhr sie fort.
„In Australien.“ Er nahm einen Schluck Tee und hörte auf sich zu fragen, woher sie all die Dinge wusste.
„Sie haben dich zurückgelassen?“
Komisch, dachte er, sie klingt so erwachsen… „So könnte man es nennen.“
„Bist du ihnen nicht böse?“ Miyakos Fragen klangen so beiläufig, als würde es sie kaum interessieren, aber Ryuu merkte, dass sie jedes Detail in ihrem Kopf speichern würde.
„Nicht mehr.“ Er hielt inne und ließ seinen Blick zur Schlafzimmertür wandern. „Möchtest du nicht nach deiner Schwester sehen?“
Sie schüttelte den Kopf. „Warum? Es geht ihr doch gut.“
„Du musst es ja wissen…“ murmelte er. Sie versanken in Schweigen. Schließlich hielt er es nicht mehr aus und räusperte sich. „Und es geht dir gut?“
Miyako sah ihn verwirrt an. „Warum sollte es mir nicht gut gehen?“
„Dein Vater ist immerhin gestorben.“
„Ich habe ihn nie gekannt… es spielt keine Rolle für mich.“ Sie starrte wieder in ihre Tasse, als würde sie die Antwort auf alle ihre Fragen in dem Bisschen grünen Tees finden.
Sie konnte nicht lange geschlafen haben; die Sonne war noch in der selben Position wie in dem Moment, in dem sie die Augen geschlossen hatte.
Vorsichtig setzte sie sich auf und legte die Sonnenbrille beiseite. Vorhin noch wäre sie bei ihrem Anblick in Tränen ausgebrochen, aber es schien ihr etwas von dem Schmerz genommen zu haben, dass Ryuu es wusste. Die Trauer war beinahe verschwunden, zurückgeblieben war eine tiefe Leere, eine Art Taubheit.
Langsam schwang sie die Beine aus dem Bett und stand auf. Aber sie hatte es ihm nicht gesagt; sie hatte ihm nicht erzählt, wie ihr Vater gestorben war; sie hatte ihn belogen, zum ersten Mal in ihrem Leben hatte sie ihn belogen.
Sie fuhr sich durchs Gesicht und atmete tief durch. Du wirst jetzt nicht mehr traurig sein, Hikari! sagte sie sich, das Leben geht weiter… und das wahrscheinlich sogar besser ohne Vater!
Sie öffnete langsam die Tür zur Wohnküche und blieb überrascht auf der Schwelle stehen.
„Miyako?“ Ihre Schwester, die gegenüber Ryuus saß, sah auf und Hikari fuhr fort. „Wie… wie kommst du hier her?“
„Mit dem Bus.“ Miya blinzelte.
Ryuu stand auf und ging auf sie zu, ehe sie antworten hätte können. „Geht es dir besser? Alles okay?“
Hikari versuchte sich an einem Lächeln und wie sie Ryuus überraschtem Gesichtsausdruck entnehmen konnte, gelang es ihr sogar. „Ja… es ist alles okay!“
„Aber…“
„Wegen Vater? Er war sowieso ein Mistkerl, es ist doch nicht schade um ihn!“ Sie fühlte wie ihr Herz sich bei diesen Worten zusammenkrampfte.
„Aber du… bist seine Tochter, Hi-chan…“
„Und als diese hat er mich nie behandelt, was soll’s?“ Ich bin stark. Ich werde nicht traurig sein und ich werde nicht weinen. Ich bin stark!