Tom
Westberlin rulez!
Gebt mir viel Kritik!!!!
Silver- The Beginning
Ein Volk, das sämtliche Kräfte besitzt,
Der Mensch gab sie ihm, weil Kraft ihm nichts nützt,
Ihn führt nur ein Traum: Überwindung der Götter,
Des Weisen Rates, sie waren nur Spötter.
Ein Stein, der sämtliche Mächte vereint,
Der Ruf nach Vernunft, er wurde verneint,
Die Sucht nach Wissen, Erob'rung der Sterne,
Aufgabe des Volkes, dass man von ihm lerne.
Ein Zorn, der stärker als Menschenhand ward,
gebar fern von Heimat und menschlichem Rat,
"Verflucht soll'n sie sein.", der neue Mensch rief,
"Fünf Krieger wir schicken, dass euer Blut trieft!"
Ein Schwert, dass sämtliche Mächte vereint,
des mächtigen Volkes, des mächtigen Steins,
des mächtigen Zornes, des schrecklichen Leids,
der Träger, der Fünfte im Bunde soll sein.
Einleitung
"Meister? Meister....wo seid ihr?" Der gesamte Gebäudekomplex hallte wieder von den Rufen, und Schritte erklangen von den eisernen Treppengebilden. Die wenigen Sichtfenster vibrierten. Draußen war es genau so dunkel wie hier. Als alle Droiden sich entfernt hatten, herrschte für einen kurzen Moment Stille, dann flackerte unter lautem Summen eine riesige Leinwand auf, die jeden Winkel der Halle erhellte, auch den hochgewachsenen, kräftigen, merkwürdig gekleideten Mann, der wohl um die zwanzig Jahre alt sein mochte. Langes, silbernes Haar verdeckte seine rechte Gesichtshälfte, und der schwere, schwarz schimmernde Bleimantel, der den Körper schützte, warf einen gespenstischen Glanz auf seine Umgebung. Er war der Auserwählte, er war für die Mission bestimmt worden, die Mission, die
für sein Volk so wichtig war. Das Schicksal des gesamten Imperiums lag in seinen Händen. Er war auf diesen Moment seit seiner Geburt vorbereitet worden, er hatte das perfekte Töten und Zerstören gelernt, dass so wichtig war, wenn er in einem Jahr auf das verhasste Volk treffen würde, das den seinen so viel Leid zugefügt hatte. Als ob er sich von seinen Fähigkeiten überzeugen wollte, erzeugte er über seiner offenen Handfläche eine blau leuchtende Energiekugel und schleuderte sie in seine Rüstung. Es warf ihn eine halben Meter zurück, doch er konnte dem Druck und dem Schmerz standhalten. Er lächelte bösartig, langte mit der rechten Hand an seinen Rücken und zog ein riesiges Schwert hervor, das die Augen eines jeden Betrachters wie magisch anzog. Er wog es zufrieden in den Händen und spürte die reine Energie, er sog sie förmlich in sich auf. Dann wandte er den Kopf der Leinwand zu, die endlich angesprungen war. Er war einer der wenigen, die dem Meister, dem Schatten des Universums, persönlich begegnen durften, ohne sich vor ihm auf die Knie zu werfen. "Was liegt dir auf dem Herzen, Mächtigster der Fünf?" fiel eine laute, dumpfe Stimme, die sich wie ein Schatten über den Komplex legte, in den Raum ein. "Auf wen werde ich bei meiner Ankunft treffen? Werden es starke Gegner sein? Bitte verratet es mir." "Nun, du wirst auf unsere Schöpfer treffen, wenn sie nicht längst tot sind. Aber hab keine Angst, sie können dich nicht besiegen. Niemand kann dich besiegen, höchstens du selbst. Gib also Acht. Die Menschen kreierten mit uns zwar die mächtigsten Wesen des Universums, doch sie gaben uns ihre Gefühle. Das ist unsere Schwäche, doch ich vertraue auf die Disziplin, die ich dir von Kindesbeinen an mit auf den Weg gab. Handle überlegen und unmenschlich, sonst stellst du dich mit unseren Feinden auf eine Stufe. Unser Hass wird siegen. Das schwöre ich bei meiner Ehre."
Nach einem Jahr erschien der Fünfte Krieger auf dem Planeten Erde, und seine Macht war schier grenzenlos. Der Krieger hatte sich in seine Kriegsform verwandelt, vernichtete Landstriche, löschte Menschenvölker aus.
Zu dieser Zeit verfügten die Menschen über eine hoch entwickelte Technologie, doch diese nützte ihnen nicht, denn das Wesen verwüstete mit seiner Urgewalt und seinem Zorn fast den gesamten Planeten. Niemand konnte dem Wesen und dessen Kraft Einhalt gebieten, denn es verfügte über nie gekannte Angriffsmöglichkeiten, die bis zu diesem Zeitpunkt für unmöglich gehalten worden waren. Von diesem Tag an herrschten viele Jahre lang Krieg und Zerstörung auf der Erde. Als nach einer gewissen Zeit nur noch ein Teil der Menschen übrig war, darunter die besten Kämpfer, die Meister und die Halbgötter, geschah das für unmöglich Gehaltene: das Wesen hatte sich durch die Dauer seines Angriffes so an den Planeten gewöhnt, dass es die Erde als die ursprüngliche Heimat seines Volkes erkannte. Die böse Seite des Wesens wollte die Mission zuende führen, aber die gute Seite stemmte sich mit aller Macht gegen diese Absicht, und so entstanden zwei neue Wesen. Diese Trennung ging von dem bösen Wesen selbst aus, und sein Plan war, die Erde alleine zu zerstören, doch dieser Plan wäre fehlgeschlagen, weil es nicht genügend Kraft gehabt hätte, um gegen das von den Überlebenden gegründete Team Earth zu bestehen. Eine innere Zerreißprobe begann, und diese dauerte viele Jahre. Das Ergebnis war, dass das Wesen sich teilte, und die Neuentstandenen wurden bei der Teilung des Wesens in Kleinkinder transformiert, nach dem Prinzip einer Zellteilung. Dies gehörte zum Plan des Wesens, denn dieses wollte sich in ein Kind transformieren, um sein kämpferisches Potential als Erwachsener ausnutzen zu können, es wollte in der Lage sein, auch ohne seine andere Persönlichkeit seine volle Stärke auszunutzen. Nach einer langen Zeit der Metamorphose war die Teilung perfekt, und die Menschheit hatte sich von den Angriffen erholt. Niemand wusste, was aus dem Wesen geworden war.
Zu diesem Zeitpunkt wurden zwei Waisenkinder in der Nähe der Hauptstadt Eory gefunden, und zwei Männer nahmen sie getrennt bei sich auf. Das Besondere an den Kleinkindern war ihr silbernes Haar. Dem einen Kind standen sie wild zu allen Seiten ab, dem anderen wuchsen sie wie Rastalocken. Dem Kind mit dem wirren Haar wurde der Name Kez und der Beiname Silvaz gegeben, und einer der Männer nahm es zu sich, um es fern jeglicher Zivilisation in seiner Waldhütte aufzuziehen. Auch das andere Kind wurde adoptiert, doch zum Unmut seines Vaters war sein Charakter durch seine ursprüngliche Bestimmung geprägt, von der nicht einmal es selbst zu wissen vermochte. Es erhielt den Namen Jace, und auch sein Vater gab ihm den Beinamen Silvaz, denn die Beiden wurden selbstverständlich für Geschwister gehalten.
*
Erstes Kapitel
Vierzehn Jahre später
"Vater, was ist mit dir?" rief Kez Silvaz, und sah seinem Vater in dessen von der Krankheit gezeichnetes Gesicht. Draußen peitschte der Sturm gegen die einsame Hütte im Wald, und nur an dem schwachen Kerzenschein im Innern hätte ein Beobachter festmachen können, dass das Gebäude bewohnt war. Na'Skalil wandte sein Gesicht langsam dem Jungen zu und antwortete bedächtig und mit schwerer Stimme: "Mein Sohn, meine Zeit ist nun gekommen. Ich spüre, wie mir mein Leben entweicht. Ich war lange Zeit krank, und werde leider nicht mehr lange durchhalten. Ich habe dir in all den Jahren viel beigebracht, doch das Wichtigste habe ich verschwiegen. Du bist nun alt genug, um es zu erfahren." Er beugte sich etwas näher an Kez heran, und sein Schaukelstuhl gab bei dieser Bewegung ein quietschendes Geräusch von sich. "Hör mir genau zu, mein Junge. Ich bin nicht dein Vater, und dass deine Eltern beim Angriff der Kreatur, die die Hölle schickte, umgekommen sind, vermag ich nicht zu sagen. Zwar ist es für mich die naheliegenste Vermutung, und doch erscheint mir vieles merkwürdig. Du bist in Wirklichkeit ein Findelkind, denn ein Freund und ich fanden dich, viele Jahre nach dem Verschwinden der Kreatur, von der ich dir berichtet habe, bei einem Waldspaziergang, mitten in einem Dickicht liegend. Ich weiss, es ist schwer für dich, das zu begreifen, doch das Wichtigste habe ich dir noch nicht mitgeteilt." Kez wendete sich kurz mit erschrockenem Gesichtsausdruck ab, denn er hatte von draußen ein schepperndes Geräusch vernommen, gleich einem zerberstenden Blumenkübel. Er sah aus dem Fenster, konnte aber nichts erkennen. Regentropfen peitschten gegen die Scheibe, und dahinter befand sich nur die einsame Dunkelheit des kalten Waldes. Der kalte, einsame Wald. Kez lebte hier von klein auf, jedenfalls, soweit er sich erinnern konnte. Er kannte nichts anderes. Für ihn waren diese heftigen Regenstürme, die die Holzhütte beinahe zerbersten ließen, nichts Ungewöhnliches. Sein Vater mahnte ihn, mit der Träumerei aufzuhören, und Kez schenkte ihm erneut seine Aufmerksamkeit. Dieser wusste noch mehr zu berichten. "Hör gut zu, mein Junge. Als wir dich fanden, warst du nicht allein.
Ganz in deiner Nähe befand sich ein weiteres Kleinkind, und es besaß die gleiche Eigenart wie du: Es hatte silberne Haare, doch bei dem anderen Kind, dem wir den Namen Jace gaben, waren diese wie Rastalocken angeordnet. Im Gegensatz zu dir benahm sich dieses Kind schon in frühester Kindheit sehr aggressiv, und, vermutlich ahnst du es schon , mein Freund So'Les nahm es zu sich, denn er fühlte sich eher als ich in der Lage, Herr über das agressive Kind zu werden, zumal er verheiratet war. Wir haben uns lange nicht mehr gesehen, doch ich gehe davon aus, er lebt noch immer in der Stadt Breor, so wie früher" Na'Skalil verschlug es die Sprache, denn er bekam einen Hustenkrampf. Kez reichte ihm ein Medikament, und nach wenige Minuten, die Kez wie Stunden vorkamen, fuhr sein Vater fort. "Kez...du musst nach Breor gehen und So'Les...finden." Dann entschlief Na'Skalil. Kez harrte noch lange neben ihm aus, und am nächsten Morgen trug er ihn zu Grabe. Hier hielt ihn nichts mehr. Er machte sich auf den Weg nach Breor. Das Wetter hatte umgeschlagen, und die Sonne schien. Es waren einige Wolken am Himmel zu sehen, und es würde vermutlich nicht anfangen zu regnen. Kez hatte im Morgengrauen das Wichtigste zusammengesucht, und er war trotz der Geschehnisse von letzter Nacht guter Dinge, denn es war für ihn das erste Mal, dass er den Wald verliess. Die einzigen Menschen, die er in seinem bisherigen Leben gesehen hatte, waren sein Vater und einige Wanderer, die auf die einsame Hütte der Beiden stießen. Während seines langen Fußmarsches dachte Kez über seine Vergangenheit nach, doch auch für ihn blieb das Erzählte unerklärlich.
Nach einigen Stunden der Wanderung und einer kurzen Rast schlug das Wetter um, und Kez hatte nicht erwartet, dass der Marsch nach Breor derart lang war. Zuerst wollte er unter einer Eiche Schutz suchen, als der heftige Regen sein sonst unbändiges Haar nach unten zwang, doch er verwarf diesen Gedanken auf der Stelle, als die ersten Häuser am Horizont erschienen.
Er begann zu laufen, und nahm sogleich das riesige Gebäude wahr, das die Häuser im Hintergrund überragte. Er betrat ein Kopfsteinpflaster und passierte das Ortsschild, doch sogleich stellte sich ihm eine Wache, bewaffnet mit einer Maschinenpistole, in den Weg.
"Halt, wer da!" schrie die Wache, und Kez fuhr herum. "Ach, nur ein kleiner Junge", beruhigte sich die Wache, "kann ich dir irgendwie helfen?" Der verduzte Kez fuhr herum: "Ähm...ja. Ich suche einen gewissen So'Les. Er soll in dieser Stadt wohnen. Kennen Sie ihn?" "Ja, der Name kommt mir bekannt vor. Er wohnt in der 2. Straße der neuen Hoffnung, warte, ich werde dir den Weg beschreiben." Der Wachmann fuhr fort, und als er fertig war, bedankte sich, und rannte in Richtung des beschriebenen Hauses davon. Er blieb vor der Nummer 47 stehen, und sah sich das Haus an. Es war ein Haus der alten Zeit, denn an vereinzelten Stellen bröckelte der von vielen Explosionen erschütterte Putz, aber es machte trotzdem einen soliden Eindruck. Kez trat an die Tür heran und versuchte an die Klingel zu gelangen, doch nach mehreren missglückten Versuchen ließ er es bleiben und klopfte laut an. Er vernahm leise Schritte, und nach wenigen Augenblicken öffnete ihm ein älterer Mann. Das war also der alte So'Les. "Wer..." stotterte der Mann, und als er Kez erblickte, trat er geschockt zwei Schritte zurück. "Bist du etwa...", begann er, bevor die Situation für ihn überschaubar war, "du bist Kez, richtig? Versteck dich schnell, da kommt mein Enkel!" Kez blieb im Türrahmen stehen, und war gespannt, wer da wohl die Treppe herunterkommen könnte. Der fremde Junge trat an seinen Vater heran, und die Kinder starrten sich entgeistert in die Gesichter, besonders aber auf ihr Haar. Der fremde Junge fand die Sprache als Erster wieder: "Mein Gott...wer ist das denn? Der sieht ja aus wie ich!" Die beiden Jungen sahen wirklich fast identisch aus, hinzu kam, das Kez' Kaare durch den Regen genauso wie die seines Gegenübers tief ins Gesicht herunter hingen. So'Les versuchte die angespannte Situation zu umgehen: "Hallo Kez, schön dich zu sehen", rief er übertrieben. "Wie geht es dir und dem alten Haudegen Na'Skalil? Immer noch Einsiedler?" "Er ist tot." antwortete Kez ihm mit kalter und ausdrucksloser Stimme, seinem Ebenbild in die Augen sehend . Daraufhin brach die gespielte Freude von So'Les in sich zusammen, und er wendete sich mit leerem Gesichtsausdruck von den beiden Kindern ab. Nach ungefähr einer Minute unterbrach der Junge mit den silbernen Rastalocken die eisige Stille: "Ich will wissen, wer das ist. Wieso sieht er genauso aus wie ich, und woher kennst du ihn?" "Das ist eine lange Geschichte", begann So'Les, und erzählte fast die gleiche Geschichte wie Na'Skalil, doch er erwähnte hierbei, dass der Namen seines Enkels Jace war, und er hatte noch mehr hinzuzufügen: "Jetzt wisst ihr, was damals passiert ist, aber das Wichtigste kommt erst noch: Das Wesen, das damals unseren Planeten verwüstete, trug ein Schwert bei sich, von dem der Großteil seiner Macht ausging. Als dein Vater, Kez, und ich durch den Wald gingen und euch fanden, lag dieses Schwert neben euch. Es war ein silbernes Schwert, und wir konnten beide erkennen, dass es das sogenannte Silversword war, mit dem uns die fremde Kreatur attackiert hatte. Wir erkannten die Gefahr, und beschlossen, das Schwert zu vernichten. Doch es gelang uns nicht endgültig, wir konnten es nur in mehrere Teile zersprengen und diese an einem unzugänglichen Ort vergraben." Jace rief erregt dazwischen: "Wo habt ihr die Schwertteile vergraben? Los, sag es mir auf der Stelle!" "Was hast du vor? Willst du es etwa...finden und zusammensetzen? Schlag dir das aus dem Kopf, Jace! Was fällt dir ein!" erwiderte So'Les, doch Jace blieb bei seiner Idee, und verkündete Kez und seinem schockierten Vater, das er das Silversword an sich reissen wolle. "Das Silversword wird mir unendliche Macht verleihen...ich bin schon stark, doch mithilfe dieses Schwertes kann ich der Herrscher über alles werden!" Ohne einen Gedanken daran zu verschwenden, sich zu verabschieden oder das Wichtigste zusammenzusuchen, versuchte er, sich hastig durch die offene Tür ins Freie zu retten, doch Kez und Jace' Vater stellten sich ihm in den Weg. "Lasst mich durch, oder ihr werdet es bereuen." sagte Jace kühl. "Nein!" erwiderte der Vater. "Das werde ich nicht zulassen.
Ist das der Dank dafür, dass ich dich jahrelang in den Künsten der Kampfkunst unterwiesen habe? Ich erwarte, dass du sie nur für Gutes einsetzt." "Ist meine Weltherrschaft etwa nicht gut genug? Auf so einen Augenblick habe ich ewig gewartet!" Kez vertrat ihm den Weg nach draußen: "Wenn du dir deiner Kraft so sicher bist, lass uns kämpfen, auf jeden Fall werde ich dich niemals durchlassen. Ich werde das Silversword vor dir finden, und wenn ich das getan habe, wird es von mir endgültig vernichtet." "Gut, dann lass uns nach draußen gehen, ich will schließlich nichts kaputtmachen. Ich zeige dir, wie man kämpft!" Kez zeigte sich einverstanden, und die beiden verließen das Haus, der verdutzte und gleichzeitig angespannte So'Les blieb in seinem Haus, sah den beiden aber nach und rief seinem Adoptivsohn nach: "Ich rate dir, gleich aufzugeben, Kez' Adoptivvater war der bessere Kampfsportler von uns beiden." "Ja und? Dafür habe ich besser trainiert als dieser Schwächling!" Kez griff gereizt in das Gespräch ein: "Du nennst mich Schwächling? Gleich werden wir sehen, wem das Schwert gehört!" Kaum war die letzte Silbe verklungen, griff er seinen überraschten Widersacher an, denn gerade hatten sich beide auf dem leeren Kopfsteinpflaster gegenüber des anderen aufgestellt. Kez' linker Arm schnellte in Richtung von Jace' Gesicht, doch gleichzeitig traf sein rechter Arm in dessen Magengrube. Jace torkelte benommen nach hinten, und sein Gegner ließ von ihm ab, weil er sich des Sieges sicher war. "Das nennst du fair", stöhnte Jace, "ich war noch nicht einmal kampfbereit! Kez wand sich ab, doch in diesem Moment wurde sein Rückrat von einem schweren Lederstiefel getroffen, und er sackte mit schmerzverzerrtem Gesicht auf die Knie, dann fiel er ganz nach vorne rüber. "DAS nenn ich fair!" lachte Jace, und beugte sich über den auf dem Bauch liegenden Körper seines Gegners. Was er nicht bemerkt hatte war, dass Kez seine Arme aufgestützt hatte, und plötzlich machte er eine Art Kopfstand und trat mit beiden Füssen nach Jace' Oberkörper, was aber nicht gelang, weil dieser blitzschnell seine Arme vor der Brust verschränkte. Kez war sofort wieder im Stand, und schon flogen die Fäuste zwischen den Widersachern, doch kaum einer konnte Treffer landen, weil die beiden anscheinend völlig gleichstark waren, aber nach einigen Minuten war Kez trotzdessen niedergerungen. Jace wollte ihm einige gezielte Schläge ins Gesicht verpassen, was ihm sicherlich den Sieg eingebracht hätte, aber plötzlich kippte er bewusstlos zur Seite weg. So'Les hatte ihm im richtigen Augenblick zwei Fingerknöchel in die Seite gerammt. Der Kampf war entschieden. So'Les reichte Kez die Hand, und dieser zog sich daran wieder nach oben. Kez bedankte sich, schulterte sein Gepäck und gab bekannt: "Es hilft nichts, Jace ist viel stärker als ich. Ich werde mich an einer Kampfschule anmelden, nur so kann ich ihn von seinem Plan abbringen. Am Besten, Sie behalten ihn hier, bis er wider aufwacht. Vermutlich will er mit mir gleichziehen, denn auf seinem jetzigen Kampfniveau kann er das Silversword sicher nicht kontrollieren. Auf Wiedersehen. Ich hoffe, sie kommen zurecht, aber ich muss mich jetzt beeilen. Vater hat mir von seiner alten Kampfschule erzählt, der Meister dort trägt den Namen Tha'Furus. Dort werde ich in Lehre gehen." "Das ist eine gute Idee, mein Junge. Ich war dort zusammen mit Na'Skalil, und wir haben dort Techniken gelernt, von denen die meisten Kämpfer nicht einmal zu träumen wagen. Ich beherrsche sogar Angriffe, die nur durch meine innere Energie ermöglicht werden. Doch ich setze sie nicht ein, weil dadurch zuviel Zerstörung angerichtet werden kann."
So verabschiedeten sich die Beiden, und Kez verließ Breor Richtung Süden, denn er wollte seinen Weg entlang der Küste fortsetzen, begleitet von der im Meer untergehenden glutroten Sonne.
*
Zweites Kapitel
Es dämmerte. Die Sonne versank als glühender Feuerball im Ozean der Hoffnung, und Kez beeilte sich etwas, da er eine Herberge erreichen wollte, bevor die Nacht hereinbrach. Am Wegesrand konnte er alle paar Meilen einige zerstörte Häuser, Ruinen, in denen seit vielen Jahrzehnten niemand mehr wohnte, entdecken. Es waren Zeitzeugen der Jahre, die man im Nachhinein als Zeitalter der Finsternis bezeichnete, und das war keineswegs eine Übertreibung der Geschichtsschreiber, sondern die pure Realität. Durch den Rauch und den Staub, der von den heftigen Explosionen damals aufgewirbelt worden war, hatte sich ein Grauschleier über die Erde gesenkt, und es wurde kälter. Dann aber, nach mehr als fünf Jahrzenten, also fünf Zeitaltern der Finsternis, geschah es. Die dichten schwarzen Wolken klarten auf, und die Sonne erhob sich morgens aus dem, auf dieses Ereignis hin, "Meer der Auferstehung" getauften Meer. Dann begannen die Zeitalter der Auferstehung, und in diesen Tagen wurden Kez und Jace Silvaz gefunden.
Kez sah sich um. Das Anwesen, vor dem er jetzt stand, hatte einmal einer wohlhabenden Familie gehört, wie man unschwer an der Größe des Hauses erkennen konnte. Jetzt aber fehlte das Dach, und einige Wände waren niedergerissen. Asche lag in der von Rissen gezeichneten Vogeltränke. Auf dem Weg, den Kez zu gehen hatte, hatte der Angreifer seinerzeit eine Spur der Verwüstung hinterlassen. Niemand machte sich die Mühe, die zerstörten Häuser wieder aufzubauen. Es fehlten die dazu nötigen Mittel, und außerdem war es sinnvoller, eine eigene neue Hütte zu bauen. Kein Mensch wollte freiwillig in so einer Bruchbude leben, aber die Häuser waren in den ersten Jahren des Friedens ein beliebtes Ziel für Plünderer gewesen. Kez ließ endlich von dem Haus ab, und setzte seinen Weg nach Süden fort. Er wusste nicht genau, wo die Kampfschule lag, die er noch heute erreichen wollte, aber lange konnte es nicht mehr dauern, wenn er von den Beschreibungen seines Vaters ausginge.
Nach wenigen Stunden der Wanderung herrschte völlige Dunkelheit, so dass Kez nicht mehr sehen konnte, wo er sich befand. Zu müde, um noch einen Schritt zu tun, legte er sich einfach an den Wegesrand und schlief sofort ein.
Am nächsten Morgen wurde er unsanft geweckt. Jemand war über ihn gebeugt und hustete sehr laut, er wollte garnicht mehr aufhören. Als er den Jungen in seiner Nähe etwas besser erkennen konnte, hatte sich dieser beruhigt. "Ähm...ich kam hier so zufällig vorbei und bin über dich gestolpert." begann er nervös. Kez erkannte den Grund für seine Nervosität. Der Junge hatte Kez' Geld in der rechten Hand und seinen Rucksack auf dem Rücken. Kez war bestohlen worden. Immer noch schlaftrunken richtete er sich auf und wollte den Jungen packen, aber der Dieb warf sich nach hinten und rannte los. Kez stand schlagartig auf, und rannte hinterher. "Gib mir meine Sachen zurück!" "Die kannst du gerne haben!" bekam er als Antwort, und der Junge warf Kez' Rucksack hinter sich und traff dessen Beine. Kez verhakte sich in einer der Schlaufen und kam ins Stolpern. Er fiel, und jetzt fiel ihm auch auf, dass er die Steppe längst hinter sich gelassen hatte, denn er landete im weichen Sand, und nahm die Verfolgung wieder auf. Der Dieb hatte schon mehr als zwanzig Meter Vorsprung, aber plötzlich blieb er stehen und beugte sich nach vorne. Er hatte wieder einen Hustenanfall. Kez holte ihn in wenigen Sekunden ein und wollte ihn zuerst niederschlagen, er besann sich aber eines besseren und warf den Dieb sanft zu Boden. Der fremde Junge machte keine Anstalten zu einem Fluchtversuch, und gab ihm freiwillig das gestohlene Geld zurück. Er keuchte noch, setzte sich dann aber neben den abwartenden Kez. "Was sollte das denn werden", sagte er verärgert, "ich hätte dich doch sowieso eingeholt." "Glaubst du das wirklich?" erwiderte der Junge. "Ohne meine Lungenentzündung wär ich jetzt über alle Berge."
"Na ja, wie auch immer...ich lass dich laufen, wenn du die Leute von nun an in Ruhe lässt." "Haha, wie witzig, und wovon soll ich leben? Ich muss die ahnungslosen Idioten ausrauben, das ist meine einzige Überlebenschance. Man nennt mich übrigens Tom."
Kez verharrte kurz, erhob sich plötzlich und sagte: "Hm. Ich glaube, ich wüsste da was. Du bist doch nicht dumm, und ausserdem geschickt. Warum folgst du mir nicht einfach? Ich bin übrigens Kez Silvaz." Der Junge blickte ihn verständnislos an, erhob sich dann aber ebenfalls und verkündete: "In Ordnung. Aber wohin soll die Reise gehen? Das wüsste ich schon gern, bevor ich mich auf den Weg mache."
"Ich bin ein Kämpfer. Ich bin auf dem Weg in den Süden. Man sagte mir, dort gebe es die beste Kampfschule der Welt. Der Meister dort, der Herr der Moränen, war selbst dabei im Kampf gegen die Kreatur von damals."
Als Kez das erwähnte, wandte sich Tom kurz ab, und jedes Anzeichen von Euphorie verschwand aus seinem Gesicht. Kez vermutete, dass dieses Verhalten mit dem Angriff der Kreatur zu tun habe, aber er sprach Tom nicht darauf an.
Stattdessen brachen die Beiden rasch auf, als wenn nichts gewesen wäre.
Der Autoverkehr auf der Erde war nicht sehr ausgeprägt und die Menschen waren sehr misstrauisch, und doch schafften es die Beiden, mitgenommen zu werden, was vor allem an ihrem Alter lag. Auf diese Weise legten sie einen Großteil der Strecke zurück, doch viele hundert Meilen vor dem südlichen Ende des Kontinents wurden sie aus dem Auto geworfen, weil der Fahrer sein Geld vermisste und sich dieses nicht wieder auffinden ließ. Als sie an der Straße standen und sich die Rücklichter des Autos zusehends entfernten, zog Tom, wie immer frech grinsend, einen Stapel Geldscheine hervor. "Das war ja mal wieder eine großartige Aktion von dir." kommentierte Kez das Verhalten seines "Freundes" kopfschüttelnd.
Sollte er, ein ambitionierter junger Kampfsportler, mit so einem Verbrecher weiterziehen? Er wollte sich nicht darüber den Kopf zerbrechen und verdrängte die Frage. Die Beiden sahen sich um. Die Fahrt war zwei Stunden lang über eine von Hügeln, Bergen und Sandböden bedeckte, von südlich wirkenden Bäumen und Pflanzen gesäumte Landschaft gegangen, immer auf der vor wenigen Jahren sanierten Straße entlang. Sie befanden sich bereits in der Sierra. Die Sierra war ein Land der Berge, der Wüsten und des Meeres. Es gab hier die dichtbesiedeltsten städtischen Großräume des Kontinents, aber auch völlig menschenfremde, unbesiedelte Regionen. Es gab hier schneebedeckte Hochgebirge, trockene Wüsten, riesige Wälder und fruchtbare Anbaugebiete. Auch die noch weit entfernte Küstenlinie war meist gebirgig, von wenigen schmalen Streifen abgesehen. Es herrschte ein subtropisch-gemäßigtes Klima. Eine vielseitige und fantastische Landschaft, die besonders in schweren Zeiten die Menschen wie magisch angezogen hatte.
Doch hier bot sich den Beiden ein anderes Bild. Ein riesiger Krater war von ihrer Position aus zu beobachten, und auch hochgewachsene Bäume suchte man vergebens. Kez ahnte, wo er sich befand, auch wenn sein Vater diesen Ort nur erwähnt hatte - es war der sogenannte Death Valley, das Tal des Todes, der Ort, an dem die Kreatur mit ihrer Raumkapsel gelandet war und aus einer blühenden Stadt, die damals an die einhunderttausend Einwohner zählte, eine Wüste des Verderbens geschaffen hatte, und bis auf das kleinste Tier jede Art von Leben ausgelöscht hatte. Kez und Tom standen wie zu Salzsäulen erstarrt auf einem Hügel, und beobachteten, obwohl es kaum etwas zu sehen gegeben hätte. Nur Schutt und Asche, hier und da ein versunkener Stahlträger, der in der Landschaft wie ein vergeblicher, im Schrecken erstarrter Hilfeschrei auf Kez und Tom wirkte, vielleicht wie eines der Opfer, das seinen Arm als ein letztes Aufbäumen gen Himmel streckt. Stille. Kez und Tom sagten kein Wort, aber Letzterem lief eine Träne übers Gesicht. Dieser Ort hatte in ihm eine Erinnerung losgelöst, dieser Ort hatte die Vergangenheit in Tom wachgerüttelt.
Nach einigen weiteren Minuten gab Kez das Signal zum Aufbruch, und Tom folgte ihm schlurfenden Schrittes. Nach einer Stunde endlosen Wartens nahm sie ein weiterer Autofahrer mit, und diesmal war Tom glücklicherweise nicht in der Stimmung zum Stehlen. So wurden sie, als es schon lange Nacht war, in einem Vorstadtviertel der südlichen Hauptstadt herausgelassen, da hier die Fahrt zu Ende war. Man konnte bereits das Rauschen des Meeres hören. Sie gingen zu Fuß in die Innenstadt und fanden sich zwischen riesigen Wolkenkratzern wieder. Diese Stadt war verschont geblieben, und wurde deshalb als wahre Weltstadt betrachtet, obwohl die offizielle Hauptstadt die westliche Hauptstadt New Hope City war, viele hundert Meilen entfernt. Diese Stadt besaß die höchste Bevölkerungszahl, außerdem hatte hier die Regierung ihren Sitz, doch die westliche Hauptstadt war zur Hauptstadt des Kontinents ernannt worden, weil es hier viele Opfer zu beklagen gab und so eine Motivation für den Wideraufbau geschaffen wurde. Auch die Medien sahen dies lieber, und erst recht die verunsicherten Menschen da draußen, die durch Begriffe wie "Hoffnung" und "Auferstehung" schnell besänftigt waren...
Die südliche Hauptstadt war eine Metropole, die ihresgleichen suchte. 10 Millionen Menschen lebten hier. Sie war von kulturell unterschiedlichsten Menschen bewohnt, die auch ihre eigenen Stadtteile besaßen, beispielsweise China Town und die vielen Barrios, denen allein 6 Millionen der Stadtbevölkerung zugehörig waren. Hier hatte Kez Adoptivvater, Na'Skalil, einen längeren Abschnitt seines Lebens verbracht, der ihn sehr geprägt hatte, und der Kez seinen mexikanisch klingenden Namen eingebracht hatte. Diese Stadt wuchs sehr schnell, was wohl besonders am Klima lag: In guten Jahren gab es hier über 300 Sonnentage. Den Einwohnern und Touristen boten sich kilometerlange Strände und eine riesige Unterhaltungsindustrie.
Außerdem war die südliche Hauptstadt insofern von Angriffen verschont geblieben, als dass die Menschen auch heute, 70 Jahre nach der Katastrophe, nicht viel von Kampf und Krieg mitbekommen hatten. Hier war das Leben immer weitergegangen, das einzige, was beunruhigend gewirkt hatte, war, dass man über einen Zeitraum von 30 Jahren Verdunklungen anordnete, damit die Stadt bei Nacht nicht zu sehen war.
Die südliche Hauptstadt besaß alles, was eine Weltstadt benötigte:
Mehrere Flughäfen, ein riesiges unterirdisches Geflecht aus Magnetschwebebahnen,
und die Technologie, die sich dem Beobachter hier bot, war einzigartig, besonders für den weltfremden Kez: Menschen standen auf den Straßen und kommunizierten mit lebensechten Holografien, sie sprachen scheinbar mit sich selbst, sie ließen sich zu Massen mit einer Schwebekapsel hundert Meter in die Erde fallen, um dann nach wenigen Sekunden am anderen Ende der Stadt aus einer Bahn zu steigen.
Das alles war beeindruckend, aber auch beängstigend, wenn man so etwas noch nie gesehen hatte. Der sonst wie ein Anführer auftretende Kez kauerte sich hinter dem lässig durch die Straßen marschierenden Tom zusammen, und beobachtete, wie dieser mit einem Automaten sprach, bevor er das gestohlene Geld aus seiner Tasche nahm.
"Du sagtest, die Kampfschule liegt irgendwo auf einer der Inseln des Moränen-Atolls?
Dann kauf ich uns jetzt Karten und wir fahren mit der Bahn zum Hafen. Von da aus werden wir schon irgendwie weiterkommen."
"In Ordnung. Du...du sprichst mit dieser Kiste?" fragte Kez vorsichtig nach.
Tom rümpfte die Nase und gab keine Antwort. Er steckte Geldscheine in einen Schlitz des Automaten, doch anstatt des Wechselgeldes erschien ein rotes Signal am Automaten und ein Alarm ertönte. Die Roboterstimme ließ verlauten:
"Das eingeworfene Geld ist auf den Namen P. J. Smith registriert! Gesichtsanalyse:
Inkongruent! Fehlende Identifikation! Sie sind festgenommen!"
Sofort sendete der Computer ein Signal an die nächstgelegene Wachstation.
Tom packte Kez am Arm und die Beiden rannten, so schnell sie konnten, Richtung Meer. "Ich dachte, du kennst dich mit diesen Automaten aus!" rief Kez. "Das dachte ich auch," kam als Antwort zurück,"aber ich war lange nicht mehr hier. Ich wusste nicht, dass sie ein Registrationssystem für Geld entwickelt haben. Es wird jeden Tag schlimmer mit dieser Scheiß-Überwachung!"
Die beiden liefen mehrere Hundert Meter, doch hinter ihnen tauchte ein schwebendes Sicherheitsfahrzeug auf. Nach wenigen Sekunden waren Kez und Tom eingeholt, und zwei Wachen sprangen aus dem Fahrzeug. Sie trugen Gummiknüppel. "Lass mich das erledigen!" schrie Kez. Tom vertraute ihm und legte einen Zahn zu. Die Wachen richteten sich beide auf Kez und leuchteten ihn mit ihren Scheinwerfern an. Kez war in der Falle, doch als einer der Wachen auf ihn zuging, trat er zu, und traf mitten ins Gesicht. Der Mann fiel zu Boden. Der Andere schaltete schnell: Das konnte kein gewöhnlicher Junge sein. Er nahm den Knüppel in die rechte Hand, aus seiner Linken entfaltete er durch Knopfdruck auf ein kleines Paket einen Schild, wie er auch bei Demonstrationen eingesetzt wurde. Kez trat erneut zu, doch der Angriff wurde abgefangen, und als Reaktion schwang ihm ein Gummiknüppel entgegen. Kez duckte sich und verpasste dem Wachsoldaten aus unterer Position einen Kinnhaken, der ihn für einige Zeit ausser Gefecht setzen würde, weil er ausgerechnet auf dieser Patrouille seine Schutzkleidung nicht bei sich trug. Kez rannte jetzt endlich seinem Freund hinterher, der unter der fernen Strassenbeleuchtung nur noch als Punkt auszumachen war. Nach fünf Minuten hatte er schweissgebadet den Hafen erreicht, wo auch Tom schon ungeduldig wartete. "Beeil dich, in zwei Minuten geht von hier eine Luftkissenfähre ins Moränen-Atoll. Das sind übrigens noch fünfhundert Meilen, wenn wir dort sind, ist es längst wieder Tag. Ich hab von der komischen Figur dahinten Tickets gekauft. Für das Geld hätte ich zwar gleich eine ganze Fähre kaufen können, aber er fragt wenigstens nicht nach registriertem Geld..."
Drei Minuten später saßen die beiden Freunde erschöpft auf dem Oberdeck einer Fähre, doch sie waren viel zu müde, um darüber nachzudenken, was sie wohl am nächsten Tag erwarten würde...
Kapitel 3 - Die Kampfschule des Herrn der Muränen
Am nächsten Morgen wachten die beiden auf dem Deck der Fähre auf. Die Sonne hatte inzwischen ihren Lauf genommen, und viele Passagiere hatten die Reise beendet und waren von Bord gegangen. Kez erhob sich vom Deck, auf dem sie geschlafen hatten, und sah sich schlaftrunken und blinzelnd um. Er ging an die Reling. Er beugte sich vorsichtig herunter und sah an der Wand des Schiffes vorbei auf das Wassser. Es war azurblau und man konnte bis auf den Grund sehen. Er glaubte, ein paar Fische zu erkennen. Ja, da waren sie. Ganz deutlich konnte er sie sehen, sie waren ziemlich groß, solche hatte er in seinem Leben noch nie gesehen. Er stand da und staunte. Dann drehte er sich rasch um, denn hinter ihm gähnte Tom. "Morgen." murmelte er. Sein Mitstreiter erhob sich und stellte sich ihm gegenüber. Eine leichte, für die Tropen typische Brise umwehte die Beiden.
"Und wo genau sollen wir jetzt hin? Wo sollen wir das Schiff verlassen?" Kez wusste es selbst nicht. Sie befanden sich mittlerweile zwar im Moränen-Atoll, doch keiner der Beiden wusste, wo sich die Insel des Herrn der Moränen befand. Es gab hier wohl hunderte, wenn nicht tausende bewohnter und unbewohnter Inseln, kleine und große, flache und gebirgige, breite und schmale. Die beiden Jungen waren sich dessen bewusst, und beiden war klar, dass sie jemanden fragen mussten. Nur wen sollten sie fragen? Wer kannte den Herrn der Moränen, und wer wusste, wo er sich aufhielt? Da Kez und Tom niemanden kannten, waren sie ganz und gar auf sich allein gestellt. Sie würden sich selbst auf die Suche nach ihm machen müssen. An der nächsten Haltestelle stiegen sie aus. Sie zögerten zunächst, denn in so einem Nest, wie dieses eines war, waren die Chancen, einen Hinweis auf den Herrn der Muränen zu erhalten, besonders gering. Das Städtchen, in dem sie von Bord gingen, trug den Namen "el pueblo muraenidae", von seinen etwa viertausend Bewohnern wurde es allerdings nur "Muränenstadt" genannt, denn kaum jemand war noch mit der Heimatsprache vertraut. Städtchen war eigentlich übertrieben, denn man konnte hier zwar einkaufen und fast alles bekommen, was man benötigte, doch die Stadt war sehr verschlafen, und wenn in der südlichen Hauptstadt die Rush Hour herrschte, traf man hier sehr wenige Menschen auf den Straßen. Man sah allenfalls ein paar am Straßenrand liegende Männer, die ihren Kater der letzten Nacht ausschliefen. Das Ereignis des Tages war jedesmal die Ankunft der Fähre, die vormittags in den doch eher kleinen Hafen einfuhr, dies lag vor allem an dem Umstand, dass sie die ortsansässigen Händler mit Waren versorgte. Kez und Tom trotteten gemächlich über die Straße, und blieben an der Kreuzung der beiden Hauptstraßen von Muränenstadt stehen.
Die langweilige Atmosphäre der Stadt schien sich auf ihren Gemütszustand zu übertragen. Erst jetzt fiel ihnen auf, dass sie seit Ewigkeiten nichts gegessen und getrunken hatten. Tom machte Kez auf eine Bar aufmerksam, deren Aushängeschild er auf der anderen Straßenseite bemerkt hatte. Sie hielten rasch darauf zu.
Das Schild war früher wohl einmal rot gewesen, doch jeetzt konnte ein Gast nur noch mit Mühe die verrostete Schrift entziffern. Nicht nur das Schild, nein, die ganze kneipe wirkte von außen verwittert, und ihr Bestehen hatte sie wohl nur ihrem Monopol in der Stadt zu verdanken, dachte Kez im Stillen. Wenn hier ein gutes Geschäft gemacht wurde, wieso kümmerte man sich dann nicht um die Renovierung?
Kez verwarf seine Gedanken und folgte Tom, der beriets in die offen stehende Tür eingetreten war. Es war hier doch etwas anders, als Kez vermutet hatte. Das Innere der Kneipe war relativ hell erleuchtet, und es schlug ihnen nicht der dicke Qualm entgegen, den Beide erwartet hatten. Ein alternder, nachlässig gekleideter Barkeeper
wischte den Kiefernholztresen mit einem weißen Handtuch sauber, ansonsten war scheinar niemand hier.
Bis auf den Mann, der in einer uneinsehbaren und dunklen Nische saß. Kez und Tom konnten ihn nur schemenhaft erkennen, aber sie spürten seine Anwesenheit ganz deutlich. Sie spürten, daß man sie erwartete...
Und er hatte sie schon erwartet.
"Da sind sie also," dachte er.
"Ich spürte ihre Anwesenheit schon aus der Ferne, und ich habe sie schon die ganze Zeit über beobachtet. Der Eine, sein Kompanon, ist nicht so mächtig, er beeindruckt mich nicht allzu stark...trotzdem steckt auch in ihm schier gewaltiges Potential. Zwar bin ich mir zum jetzigen Zeitpunkt nicht sicher, ob er dieses Potential zu nutzen und auszuschöpfen weiss, aber bei Kez hege ich nicht den geringsten Zweifel...
Er hat trotz der fehlenden Verwandtschaft viel von seinem Vater geerbt:
Mut, Ehrgeiz, aber seine innere Kraft stammt von einer anderen Quelle.
Ich besitze absolut keine Kenntnis über sie. Diese Energie, die er aussstrahlt, ist geradezu unglaublich, wo soll eine solche Kraft nur hinführen?
Früher oder später hätte ich ihn zu mir genommen, aber er wäre auch alleine auf den rechten Weg gekommen. Er hat eine guten Charakter, womit er in völligem Gegensatz zu seinem Bruder steht, wie war doch gleich sein Name? Richtig, Jace, man hat mir von ihm erzählt, aber auch dessen Kraft habe ich schon seit Ewigkeiten geortet und verfolge ihre Entwicklung. Beide Brüder besitzen diese nach außen hin
beachtenswerte, geistig und innerlich aber schier unmenschliche Kraft, Kraft, die jeglich Vorstellungskraft um Längen überschreitet, eine Kraft zum Bäume ausreißen, zum Berge versetzen...
Irgendwann, wenn der Zeitpunkt gekommen ist, werde ich Jace' Mächte nicht mehr zu beherrschen wissen, und auf diesen Zeitpunkt muss Kez vorbereitet sein. Ich werde ihn in meine sämtlichen Geheimnisse einweihen müssen, in das, was mich die heiligen Kampfmönche von Al'Cansa im Kindesalter lehrten, und in das, was mir die Meister der Elemente beibrachten. Irgendwann, ja, irgendwann, werden sich die Brüder wieder treffen, und dann muss Kez in der Lage sein, den Feind zu vernichten. Ich wage mir schon jetzt nicht auszumalen, wie dieser Kampf verlaufen wird."
Der geheimnisvolle alte Mann setzte den braunen Lederhut auf, trank sein Glas in einem Zug leer und erhob sich. Plötzlich wurde sein Abbild für die Umgebung unkenntlich wie ein verschwindenes Hologramm, bis nur noch ein Umriss aus Schatten auszumachen war, und einen Wimpernschlag später sah man ihn an der Eingangstür stehen, einen halben Meter hinter Kez. "Salve, Kez Silvaz." sprach er mit ruhiger Stimme. "Ich erwartete dich schon." Kez drehte sich und blickte den alten Mann erstaunt an, ebenso Tom. Beide wunderten sich über das plötzliche Erscheinen des alten Mannes, dessen Gesicht fast vollständig vom Schatten seines Schlapphuts bedeckt war. Zusätzlich trug er eine schwarze Stoffmaske, die Mund und Nase bedeckte und somit keine Mimik zuließ. Kez trat ihm mißtrauisch gegenüber.
Dieser Mann war nicht durch die Tür gekommen, soviel stand fest. Die Tür war zu keiner Zeit in Bewegung geraten und hatte nicht den leisesten Ton von sich gegeben.
"Ave. Darf ich fragen, wer ihr seid?" fragte Kez respektvoll, doch er ahnte bereits, wen er da vor sich hatte. Er machte eine vorsichtige Verbeugung und legte dabei die Handflächen ineinander, so wie ihn sein Vater die traditionelle Begrüßung der Krieger gelehrt hatte. Ihm war längst klar, dass der Mann vor ihm stand, den man im Volksmund "Herr der Muränen" nannte. Sein wirklicher Name aber war
Vater hatte Kez Bilder von ihm gezeigt. Auch damals trug er schon eine Maske, denn durch den Kampf seines Lebens hatte er zu viel Ruhm erlangt. Nun wollte er unerkannt bleiben, und inzwischen waren Maske,Mantel und Schlapphut seine Erkennungszeichen in der verschworenen Kämpfergemeinde geworden.
Kez hatte ihn sofort erkannt, Tom leider nicht. Er packte Kez an der Schulter und sagte: "Was ist das für ein komischer alter Kauz? Was will der von dir? Hör auf dich zu verbeugen und lass uns endlich was trinken!" Kez versuchte, seinen Mitsreiter zur Ruhe zu bringen, doch dieser witzelte weiter. Als er den Meister schließlich als "vergreisten Krüppel" betitelte, schnellte plötzlich eine von blauen Blitzen umzüngelte Knöchelfaust aus dem Mantel des Alten hervor und erwischte Tom voll am Solarplexus. Ihm gingen die Lichter aus, bevor er merkte, dass seine Rippen krachten, und dass er durch die halbe Kneipe gewirbelt wurde, wo schließlich ein Tisch unter seinem Gewicht zerbarst. Kez stand wie zur Salzsäule erstarrt da, mit herunterhängender Kinnlade und unfähig, zu handeln. Der Herr der Muränen blies lässig über seine Hand, als wäre sie ein abgefeuerter Revolver. "Hm, das war vielleicht doch ein wenig zu kräftig," ließ er verlauten, "aber wenn man seit vielen Jahren nicht gekämpft hat, verliert man das gewisse Feingefühl für seine Schläge...
aber verdient hat er es, irgend jemand musste ihn auf den nötigen Respekt vor einem alten Meister hinweisen. Ich denke, nun weiss er über meine Identität bescheid."
"Aber...ihr hättet ihn fast getötet," entgegnete Kez, der langsam seine Fassung wiedergewonnen hatte und auf seinen bewußtlosen Freund zutrat, "eine normale Vorstellung wäre doch völlig ausreichend gewesen!"
"Na und, mein Sohn? Was verstehst du unter einer "normalen Vorstellung"?
War das hier etwa annormal für jemanden, der sein Leben lang von minderwertigen Gegnern verhöhnt wurde? Ihr großspurigen, hochtrabenden Einzeller solltet euch vor mir in Acht nehmen!" Er lachte arrogant und drehte sich in Richtung Tür, den schwarzen Hutkranz noch etwas tiefer ziehend, und verließ schlurfenden Schrittes den Eingangsbereich der Kneipe. Das Sonnenlicht blendete ihn ein wenig, und der angenehm warme Wind ließ seinen Mantel leicht über der sandigen Hauptstraße flattern.
Kez hatte inzwischen seinen verletzten Freund geschultert und mühte sich dabei ab, ihn aus der Bar zu tragen. Er riss versehentlich zwei Barhocker um, machte sich aber nichts daraus. Tom lebte noch, das war für ihn jetzt das Wichtigste.
Auch er trat hinaus ins Freie und der Trott, aus diesem ungleichen Trio bestehend, setzte sich schweigend in Bewegung. Tom hatte völlig recht gehabt, der Meister war wirklich ein komischer Mensch, dachte Kez im Stillen. Was mochte er wohl noch für Überraschungen mit sich bringen? Wie würde das Training verlaufen? Und wo wohnte der Meister überhaupt? Was würde für das kommende Jahr das Zuhause für Tom und Kez sein?
In seine Gedanken vertieft, war Tom mühsamen Schrittes blind dem Herrn der Muränen gefolgt. Sie mochten nun wohl etwa einen Kilometer gegangen sein, schätzte er. Die Mittagssonne brannte langsam, aber sicher, immer heißer auf ihre Häupter, und weder Tom, noch Kez hatten in den vergangenen Stunden etwas getrunken. Kez schwitzte wie ein Schwein, denn die schwarze, weite Hose, und sein mehrlagiges, silberfarbenes Hemd hatte er eigenhändig aus Schafswolle und verschiedenen Pflanzenfasern hergestellt, er trug also wahrlich keine Kleidung, die für sonnige Regionen hergestellt worden war, sondern vielmehr für kalte Abende in seiner umstürmten Waldhütte. Ja, dachte er, was mochte wohl aus seinem Zuhause geworden sein? Er hatte noch in der Todesnacht seines Vaters die Tür und sämtliche Fenster mit Brettern vernagelt, hoffentlich würde die Hütte den wütenden Stürmen und den heftigen Regenfällen noch für viele Jahre trotzen! Eines Tages, wenn er seine Aufgabe vollbracht und die Suche nach seiner Identität beendet hatte, würde er in seine Hütte zurückkehren. Das hatte er sich bei den Göttern des Waldes geschworen.
"So, alle ab ins Boot!" ertönte unverhofft die Stimme des Meisters. Sie hatten inzwischen eine kleine, felsige und mit zartem Grün bewachsene Anlegestelle erreicht und vor ihnen lag ein kleines, verrostetes Motorboot. Sie stiegen vorsichtig ein, der immer noch ohnmächtige Tom wurde in eine Liegeposition gebracht, sein Kopf lag in Kez' Schoß. Der Herr der Muränen zog ruckartig einen Griff und tuckernd setzte sich der Zweitakter in Bewegung. Sie verließen das Land. Kez verfolgte mit seinem Blick die kleinen, aufgeschäumten Wellen, die sachte ans Ufer schlugen. Immer kleiner wurde das Land, immer kleiner, Kez fielen die Augen zu, bis - "Wir sind da!" brüllte der Herr der Muränen, und das Motorengeräusch erstarb mit einem Stottern. Kez drehte sich um und glaubte für einen Augenblick, wieder zu Hause zu sein. Vor ihm erhob sich eine Art Urwald über einer felsigen Bucht, eine Lichtung war auszumachen, und ein paar ihm unbekannte Tiere, affenartige, mit Rüsseln ausgestattete Wesen, sogenannte Al'Dschingos, sprangen quiekend von Baum zu Baum und schienen die neuen Inselbewohner zu bemerken. Kez hievte sich seinen verwundeten Freund abwesend über die Schulter und stolperte nichtsahnend in das seichte Wasser. Er wurde bis zu den Knöcheln völlig nass, doch das störte ihn nicht, denn er konnte seinen Blick einfach nicht von diesem Inselparadies abwenden. Er setzte seinen zweiten Fuß in den weichen, von seichten Wellen umspülten Sand, doch plötzlich zuckte er mit schmerzerfülltem Gesicht zurück, ließ Tom ins Wasser fallen, riss seinen rechten Fuß aus dem Wasser und rettete sich mit einem Sprung aufs Land. Er war gebissen worden und blutete nun durch seinen Lederschuh, der nur von dünnen Hanffäden zusammengehalten wurde und somit eine gute Angriffsfläche für Raubfische bot. Ein schwarzes, unterarmlanges Tier war beissend hervorgeschnellt und hatte ihm gleichzeitig bläulich blitzende Stromschläge verpasst. Er entfernte vorsichtig den Schuh und besah sich seinen völlig verbrannten Fuß. Er blutete aus einer seitlichen Wunde, aber gewisserweise breitete sich ein dumpfer, tauber Schmerz über den gesamten Fuß Richtung Wade aus und schien sich dabei auch noch zu verstärken. Sein gesamtes Bein schwoll an und färbte sich rot. "Tja, mein Kleiner," reagierte der Herr der Muränen wie gewohnt lässig, "das war eine Schattenmuräne, die dich gerade angegriffen hat. Diese possierlichen Tieren leben hier zu Tausenden in der Nähe der Bucht. Nicht umsonst nennt man mich den Herrn der Muränen! Ich habe über Jahrzehnte die Angriffstechnik dieser Tiere studiert und mir angeeignet. Nur verfüge ich nicht über das gleiche starke Nervengift wie sie...der Schmerz wird wohl Wochen anhalten. Passend zum rötlichen Bein ging Kez' Gesichtsfarbe ins Weißliche über, bis er fast völlig erblasst war. Er wollte vor Schmerz schreien, aber jetzt fiel ihm ein, dass sein bewusstloser Freund bei der Attacke ins Wasser gefallen war und dort immer noch lag. Glücklicherweise war die Muräne nach der Attacke auf Kez geflohen und konnte Tom so nichts anhaben. Inzwische hatte auch der Herr der Muränen den Ernst der Lage endlich erkannt und zog Tom aus dem Wasser. Er hievte ihn sich auf die Schulter und marschierte, Kez stützend, in Richtung Inselmitte. Die Drei waren sofort von dichtem Laubwald umgeben, und die vereinzelten, durch das dichte Blätterwerk gelangten Sonnenstrahlen ließen den feucht-warmen Wald kaleidoskopisch schimmern, gleich einem Regenbogen, der unter einer dichten Wolkendecke sichtbar wird. Kez spürte die Wärme der leuchtenden Farben in seinem Herzen und versuchte trotz seiner starken Schmerzen, raschen Schrittes seinem Herrn zu folgen und seine gute Laune nicht zu verlieren. Sie hatten nun ungefähr eine halbe Meile zurückgelegt. Das Trio nahm eine leichte Anhöhe, die Anzahl der Bäume am Wegesrand nahm ab und sie gelangten an eine Lichtung, auf der ein gar prächtiges Anwesen stand, dass so gar nicht ins Bild der menschenleeren Tropeninsel passte.
Das Ende der Insel war inzwischen erreicht. Die Bucht war an dieser Stelle vollständig von Felsen umgeben, deshalb hatten sie auch am anderen Ende der Insel anlegen müssen, wie Kez bemerkte. Das Meer wirkte, von hier aus betrachtet, etwas unruhiger und aufgewühlter, aber das machte diesen Ort keineswegs unheimlich oder ungemütlich.
to be continued...
Silver- The Beginning
Ein Volk, das sämtliche Kräfte besitzt,
Der Mensch gab sie ihm, weil Kraft ihm nichts nützt,
Ihn führt nur ein Traum: Überwindung der Götter,
Des Weisen Rates, sie waren nur Spötter.
Ein Stein, der sämtliche Mächte vereint,
Der Ruf nach Vernunft, er wurde verneint,
Die Sucht nach Wissen, Erob'rung der Sterne,
Aufgabe des Volkes, dass man von ihm lerne.
Ein Zorn, der stärker als Menschenhand ward,
gebar fern von Heimat und menschlichem Rat,
"Verflucht soll'n sie sein.", der neue Mensch rief,
"Fünf Krieger wir schicken, dass euer Blut trieft!"
Ein Schwert, dass sämtliche Mächte vereint,
des mächtigen Volkes, des mächtigen Steins,
des mächtigen Zornes, des schrecklichen Leids,
der Träger, der Fünfte im Bunde soll sein.
Einleitung
"Meister? Meister....wo seid ihr?" Der gesamte Gebäudekomplex hallte wieder von den Rufen, und Schritte erklangen von den eisernen Treppengebilden. Die wenigen Sichtfenster vibrierten. Draußen war es genau so dunkel wie hier. Als alle Droiden sich entfernt hatten, herrschte für einen kurzen Moment Stille, dann flackerte unter lautem Summen eine riesige Leinwand auf, die jeden Winkel der Halle erhellte, auch den hochgewachsenen, kräftigen, merkwürdig gekleideten Mann, der wohl um die zwanzig Jahre alt sein mochte. Langes, silbernes Haar verdeckte seine rechte Gesichtshälfte, und der schwere, schwarz schimmernde Bleimantel, der den Körper schützte, warf einen gespenstischen Glanz auf seine Umgebung. Er war der Auserwählte, er war für die Mission bestimmt worden, die Mission, die
für sein Volk so wichtig war. Das Schicksal des gesamten Imperiums lag in seinen Händen. Er war auf diesen Moment seit seiner Geburt vorbereitet worden, er hatte das perfekte Töten und Zerstören gelernt, dass so wichtig war, wenn er in einem Jahr auf das verhasste Volk treffen würde, das den seinen so viel Leid zugefügt hatte. Als ob er sich von seinen Fähigkeiten überzeugen wollte, erzeugte er über seiner offenen Handfläche eine blau leuchtende Energiekugel und schleuderte sie in seine Rüstung. Es warf ihn eine halben Meter zurück, doch er konnte dem Druck und dem Schmerz standhalten. Er lächelte bösartig, langte mit der rechten Hand an seinen Rücken und zog ein riesiges Schwert hervor, das die Augen eines jeden Betrachters wie magisch anzog. Er wog es zufrieden in den Händen und spürte die reine Energie, er sog sie förmlich in sich auf. Dann wandte er den Kopf der Leinwand zu, die endlich angesprungen war. Er war einer der wenigen, die dem Meister, dem Schatten des Universums, persönlich begegnen durften, ohne sich vor ihm auf die Knie zu werfen. "Was liegt dir auf dem Herzen, Mächtigster der Fünf?" fiel eine laute, dumpfe Stimme, die sich wie ein Schatten über den Komplex legte, in den Raum ein. "Auf wen werde ich bei meiner Ankunft treffen? Werden es starke Gegner sein? Bitte verratet es mir." "Nun, du wirst auf unsere Schöpfer treffen, wenn sie nicht längst tot sind. Aber hab keine Angst, sie können dich nicht besiegen. Niemand kann dich besiegen, höchstens du selbst. Gib also Acht. Die Menschen kreierten mit uns zwar die mächtigsten Wesen des Universums, doch sie gaben uns ihre Gefühle. Das ist unsere Schwäche, doch ich vertraue auf die Disziplin, die ich dir von Kindesbeinen an mit auf den Weg gab. Handle überlegen und unmenschlich, sonst stellst du dich mit unseren Feinden auf eine Stufe. Unser Hass wird siegen. Das schwöre ich bei meiner Ehre."
Nach einem Jahr erschien der Fünfte Krieger auf dem Planeten Erde, und seine Macht war schier grenzenlos. Der Krieger hatte sich in seine Kriegsform verwandelt, vernichtete Landstriche, löschte Menschenvölker aus.
Zu dieser Zeit verfügten die Menschen über eine hoch entwickelte Technologie, doch diese nützte ihnen nicht, denn das Wesen verwüstete mit seiner Urgewalt und seinem Zorn fast den gesamten Planeten. Niemand konnte dem Wesen und dessen Kraft Einhalt gebieten, denn es verfügte über nie gekannte Angriffsmöglichkeiten, die bis zu diesem Zeitpunkt für unmöglich gehalten worden waren. Von diesem Tag an herrschten viele Jahre lang Krieg und Zerstörung auf der Erde. Als nach einer gewissen Zeit nur noch ein Teil der Menschen übrig war, darunter die besten Kämpfer, die Meister und die Halbgötter, geschah das für unmöglich Gehaltene: das Wesen hatte sich durch die Dauer seines Angriffes so an den Planeten gewöhnt, dass es die Erde als die ursprüngliche Heimat seines Volkes erkannte. Die böse Seite des Wesens wollte die Mission zuende führen, aber die gute Seite stemmte sich mit aller Macht gegen diese Absicht, und so entstanden zwei neue Wesen. Diese Trennung ging von dem bösen Wesen selbst aus, und sein Plan war, die Erde alleine zu zerstören, doch dieser Plan wäre fehlgeschlagen, weil es nicht genügend Kraft gehabt hätte, um gegen das von den Überlebenden gegründete Team Earth zu bestehen. Eine innere Zerreißprobe begann, und diese dauerte viele Jahre. Das Ergebnis war, dass das Wesen sich teilte, und die Neuentstandenen wurden bei der Teilung des Wesens in Kleinkinder transformiert, nach dem Prinzip einer Zellteilung. Dies gehörte zum Plan des Wesens, denn dieses wollte sich in ein Kind transformieren, um sein kämpferisches Potential als Erwachsener ausnutzen zu können, es wollte in der Lage sein, auch ohne seine andere Persönlichkeit seine volle Stärke auszunutzen. Nach einer langen Zeit der Metamorphose war die Teilung perfekt, und die Menschheit hatte sich von den Angriffen erholt. Niemand wusste, was aus dem Wesen geworden war.
Zu diesem Zeitpunkt wurden zwei Waisenkinder in der Nähe der Hauptstadt Eory gefunden, und zwei Männer nahmen sie getrennt bei sich auf. Das Besondere an den Kleinkindern war ihr silbernes Haar. Dem einen Kind standen sie wild zu allen Seiten ab, dem anderen wuchsen sie wie Rastalocken. Dem Kind mit dem wirren Haar wurde der Name Kez und der Beiname Silvaz gegeben, und einer der Männer nahm es zu sich, um es fern jeglicher Zivilisation in seiner Waldhütte aufzuziehen. Auch das andere Kind wurde adoptiert, doch zum Unmut seines Vaters war sein Charakter durch seine ursprüngliche Bestimmung geprägt, von der nicht einmal es selbst zu wissen vermochte. Es erhielt den Namen Jace, und auch sein Vater gab ihm den Beinamen Silvaz, denn die Beiden wurden selbstverständlich für Geschwister gehalten.
*
Erstes Kapitel
Vierzehn Jahre später
"Vater, was ist mit dir?" rief Kez Silvaz, und sah seinem Vater in dessen von der Krankheit gezeichnetes Gesicht. Draußen peitschte der Sturm gegen die einsame Hütte im Wald, und nur an dem schwachen Kerzenschein im Innern hätte ein Beobachter festmachen können, dass das Gebäude bewohnt war. Na'Skalil wandte sein Gesicht langsam dem Jungen zu und antwortete bedächtig und mit schwerer Stimme: "Mein Sohn, meine Zeit ist nun gekommen. Ich spüre, wie mir mein Leben entweicht. Ich war lange Zeit krank, und werde leider nicht mehr lange durchhalten. Ich habe dir in all den Jahren viel beigebracht, doch das Wichtigste habe ich verschwiegen. Du bist nun alt genug, um es zu erfahren." Er beugte sich etwas näher an Kez heran, und sein Schaukelstuhl gab bei dieser Bewegung ein quietschendes Geräusch von sich. "Hör mir genau zu, mein Junge. Ich bin nicht dein Vater, und dass deine Eltern beim Angriff der Kreatur, die die Hölle schickte, umgekommen sind, vermag ich nicht zu sagen. Zwar ist es für mich die naheliegenste Vermutung, und doch erscheint mir vieles merkwürdig. Du bist in Wirklichkeit ein Findelkind, denn ein Freund und ich fanden dich, viele Jahre nach dem Verschwinden der Kreatur, von der ich dir berichtet habe, bei einem Waldspaziergang, mitten in einem Dickicht liegend. Ich weiss, es ist schwer für dich, das zu begreifen, doch das Wichtigste habe ich dir noch nicht mitgeteilt." Kez wendete sich kurz mit erschrockenem Gesichtsausdruck ab, denn er hatte von draußen ein schepperndes Geräusch vernommen, gleich einem zerberstenden Blumenkübel. Er sah aus dem Fenster, konnte aber nichts erkennen. Regentropfen peitschten gegen die Scheibe, und dahinter befand sich nur die einsame Dunkelheit des kalten Waldes. Der kalte, einsame Wald. Kez lebte hier von klein auf, jedenfalls, soweit er sich erinnern konnte. Er kannte nichts anderes. Für ihn waren diese heftigen Regenstürme, die die Holzhütte beinahe zerbersten ließen, nichts Ungewöhnliches. Sein Vater mahnte ihn, mit der Träumerei aufzuhören, und Kez schenkte ihm erneut seine Aufmerksamkeit. Dieser wusste noch mehr zu berichten. "Hör gut zu, mein Junge. Als wir dich fanden, warst du nicht allein.
Ganz in deiner Nähe befand sich ein weiteres Kleinkind, und es besaß die gleiche Eigenart wie du: Es hatte silberne Haare, doch bei dem anderen Kind, dem wir den Namen Jace gaben, waren diese wie Rastalocken angeordnet. Im Gegensatz zu dir benahm sich dieses Kind schon in frühester Kindheit sehr aggressiv, und, vermutlich ahnst du es schon , mein Freund So'Les nahm es zu sich, denn er fühlte sich eher als ich in der Lage, Herr über das agressive Kind zu werden, zumal er verheiratet war. Wir haben uns lange nicht mehr gesehen, doch ich gehe davon aus, er lebt noch immer in der Stadt Breor, so wie früher" Na'Skalil verschlug es die Sprache, denn er bekam einen Hustenkrampf. Kez reichte ihm ein Medikament, und nach wenige Minuten, die Kez wie Stunden vorkamen, fuhr sein Vater fort. "Kez...du musst nach Breor gehen und So'Les...finden." Dann entschlief Na'Skalil. Kez harrte noch lange neben ihm aus, und am nächsten Morgen trug er ihn zu Grabe. Hier hielt ihn nichts mehr. Er machte sich auf den Weg nach Breor. Das Wetter hatte umgeschlagen, und die Sonne schien. Es waren einige Wolken am Himmel zu sehen, und es würde vermutlich nicht anfangen zu regnen. Kez hatte im Morgengrauen das Wichtigste zusammengesucht, und er war trotz der Geschehnisse von letzter Nacht guter Dinge, denn es war für ihn das erste Mal, dass er den Wald verliess. Die einzigen Menschen, die er in seinem bisherigen Leben gesehen hatte, waren sein Vater und einige Wanderer, die auf die einsame Hütte der Beiden stießen. Während seines langen Fußmarsches dachte Kez über seine Vergangenheit nach, doch auch für ihn blieb das Erzählte unerklärlich.
Nach einigen Stunden der Wanderung und einer kurzen Rast schlug das Wetter um, und Kez hatte nicht erwartet, dass der Marsch nach Breor derart lang war. Zuerst wollte er unter einer Eiche Schutz suchen, als der heftige Regen sein sonst unbändiges Haar nach unten zwang, doch er verwarf diesen Gedanken auf der Stelle, als die ersten Häuser am Horizont erschienen.
Er begann zu laufen, und nahm sogleich das riesige Gebäude wahr, das die Häuser im Hintergrund überragte. Er betrat ein Kopfsteinpflaster und passierte das Ortsschild, doch sogleich stellte sich ihm eine Wache, bewaffnet mit einer Maschinenpistole, in den Weg.
"Halt, wer da!" schrie die Wache, und Kez fuhr herum. "Ach, nur ein kleiner Junge", beruhigte sich die Wache, "kann ich dir irgendwie helfen?" Der verduzte Kez fuhr herum: "Ähm...ja. Ich suche einen gewissen So'Les. Er soll in dieser Stadt wohnen. Kennen Sie ihn?" "Ja, der Name kommt mir bekannt vor. Er wohnt in der 2. Straße der neuen Hoffnung, warte, ich werde dir den Weg beschreiben." Der Wachmann fuhr fort, und als er fertig war, bedankte sich, und rannte in Richtung des beschriebenen Hauses davon. Er blieb vor der Nummer 47 stehen, und sah sich das Haus an. Es war ein Haus der alten Zeit, denn an vereinzelten Stellen bröckelte der von vielen Explosionen erschütterte Putz, aber es machte trotzdem einen soliden Eindruck. Kez trat an die Tür heran und versuchte an die Klingel zu gelangen, doch nach mehreren missglückten Versuchen ließ er es bleiben und klopfte laut an. Er vernahm leise Schritte, und nach wenigen Augenblicken öffnete ihm ein älterer Mann. Das war also der alte So'Les. "Wer..." stotterte der Mann, und als er Kez erblickte, trat er geschockt zwei Schritte zurück. "Bist du etwa...", begann er, bevor die Situation für ihn überschaubar war, "du bist Kez, richtig? Versteck dich schnell, da kommt mein Enkel!" Kez blieb im Türrahmen stehen, und war gespannt, wer da wohl die Treppe herunterkommen könnte. Der fremde Junge trat an seinen Vater heran, und die Kinder starrten sich entgeistert in die Gesichter, besonders aber auf ihr Haar. Der fremde Junge fand die Sprache als Erster wieder: "Mein Gott...wer ist das denn? Der sieht ja aus wie ich!" Die beiden Jungen sahen wirklich fast identisch aus, hinzu kam, das Kez' Kaare durch den Regen genauso wie die seines Gegenübers tief ins Gesicht herunter hingen. So'Les versuchte die angespannte Situation zu umgehen: "Hallo Kez, schön dich zu sehen", rief er übertrieben. "Wie geht es dir und dem alten Haudegen Na'Skalil? Immer noch Einsiedler?" "Er ist tot." antwortete Kez ihm mit kalter und ausdrucksloser Stimme, seinem Ebenbild in die Augen sehend . Daraufhin brach die gespielte Freude von So'Les in sich zusammen, und er wendete sich mit leerem Gesichtsausdruck von den beiden Kindern ab. Nach ungefähr einer Minute unterbrach der Junge mit den silbernen Rastalocken die eisige Stille: "Ich will wissen, wer das ist. Wieso sieht er genauso aus wie ich, und woher kennst du ihn?" "Das ist eine lange Geschichte", begann So'Les, und erzählte fast die gleiche Geschichte wie Na'Skalil, doch er erwähnte hierbei, dass der Namen seines Enkels Jace war, und er hatte noch mehr hinzuzufügen: "Jetzt wisst ihr, was damals passiert ist, aber das Wichtigste kommt erst noch: Das Wesen, das damals unseren Planeten verwüstete, trug ein Schwert bei sich, von dem der Großteil seiner Macht ausging. Als dein Vater, Kez, und ich durch den Wald gingen und euch fanden, lag dieses Schwert neben euch. Es war ein silbernes Schwert, und wir konnten beide erkennen, dass es das sogenannte Silversword war, mit dem uns die fremde Kreatur attackiert hatte. Wir erkannten die Gefahr, und beschlossen, das Schwert zu vernichten. Doch es gelang uns nicht endgültig, wir konnten es nur in mehrere Teile zersprengen und diese an einem unzugänglichen Ort vergraben." Jace rief erregt dazwischen: "Wo habt ihr die Schwertteile vergraben? Los, sag es mir auf der Stelle!" "Was hast du vor? Willst du es etwa...finden und zusammensetzen? Schlag dir das aus dem Kopf, Jace! Was fällt dir ein!" erwiderte So'Les, doch Jace blieb bei seiner Idee, und verkündete Kez und seinem schockierten Vater, das er das Silversword an sich reissen wolle. "Das Silversword wird mir unendliche Macht verleihen...ich bin schon stark, doch mithilfe dieses Schwertes kann ich der Herrscher über alles werden!" Ohne einen Gedanken daran zu verschwenden, sich zu verabschieden oder das Wichtigste zusammenzusuchen, versuchte er, sich hastig durch die offene Tür ins Freie zu retten, doch Kez und Jace' Vater stellten sich ihm in den Weg. "Lasst mich durch, oder ihr werdet es bereuen." sagte Jace kühl. "Nein!" erwiderte der Vater. "Das werde ich nicht zulassen.
Ist das der Dank dafür, dass ich dich jahrelang in den Künsten der Kampfkunst unterwiesen habe? Ich erwarte, dass du sie nur für Gutes einsetzt." "Ist meine Weltherrschaft etwa nicht gut genug? Auf so einen Augenblick habe ich ewig gewartet!" Kez vertrat ihm den Weg nach draußen: "Wenn du dir deiner Kraft so sicher bist, lass uns kämpfen, auf jeden Fall werde ich dich niemals durchlassen. Ich werde das Silversword vor dir finden, und wenn ich das getan habe, wird es von mir endgültig vernichtet." "Gut, dann lass uns nach draußen gehen, ich will schließlich nichts kaputtmachen. Ich zeige dir, wie man kämpft!" Kez zeigte sich einverstanden, und die beiden verließen das Haus, der verdutzte und gleichzeitig angespannte So'Les blieb in seinem Haus, sah den beiden aber nach und rief seinem Adoptivsohn nach: "Ich rate dir, gleich aufzugeben, Kez' Adoptivvater war der bessere Kampfsportler von uns beiden." "Ja und? Dafür habe ich besser trainiert als dieser Schwächling!" Kez griff gereizt in das Gespräch ein: "Du nennst mich Schwächling? Gleich werden wir sehen, wem das Schwert gehört!" Kaum war die letzte Silbe verklungen, griff er seinen überraschten Widersacher an, denn gerade hatten sich beide auf dem leeren Kopfsteinpflaster gegenüber des anderen aufgestellt. Kez' linker Arm schnellte in Richtung von Jace' Gesicht, doch gleichzeitig traf sein rechter Arm in dessen Magengrube. Jace torkelte benommen nach hinten, und sein Gegner ließ von ihm ab, weil er sich des Sieges sicher war. "Das nennst du fair", stöhnte Jace, "ich war noch nicht einmal kampfbereit! Kez wand sich ab, doch in diesem Moment wurde sein Rückrat von einem schweren Lederstiefel getroffen, und er sackte mit schmerzverzerrtem Gesicht auf die Knie, dann fiel er ganz nach vorne rüber. "DAS nenn ich fair!" lachte Jace, und beugte sich über den auf dem Bauch liegenden Körper seines Gegners. Was er nicht bemerkt hatte war, dass Kez seine Arme aufgestützt hatte, und plötzlich machte er eine Art Kopfstand und trat mit beiden Füssen nach Jace' Oberkörper, was aber nicht gelang, weil dieser blitzschnell seine Arme vor der Brust verschränkte. Kez war sofort wieder im Stand, und schon flogen die Fäuste zwischen den Widersachern, doch kaum einer konnte Treffer landen, weil die beiden anscheinend völlig gleichstark waren, aber nach einigen Minuten war Kez trotzdessen niedergerungen. Jace wollte ihm einige gezielte Schläge ins Gesicht verpassen, was ihm sicherlich den Sieg eingebracht hätte, aber plötzlich kippte er bewusstlos zur Seite weg. So'Les hatte ihm im richtigen Augenblick zwei Fingerknöchel in die Seite gerammt. Der Kampf war entschieden. So'Les reichte Kez die Hand, und dieser zog sich daran wieder nach oben. Kez bedankte sich, schulterte sein Gepäck und gab bekannt: "Es hilft nichts, Jace ist viel stärker als ich. Ich werde mich an einer Kampfschule anmelden, nur so kann ich ihn von seinem Plan abbringen. Am Besten, Sie behalten ihn hier, bis er wider aufwacht. Vermutlich will er mit mir gleichziehen, denn auf seinem jetzigen Kampfniveau kann er das Silversword sicher nicht kontrollieren. Auf Wiedersehen. Ich hoffe, sie kommen zurecht, aber ich muss mich jetzt beeilen. Vater hat mir von seiner alten Kampfschule erzählt, der Meister dort trägt den Namen Tha'Furus. Dort werde ich in Lehre gehen." "Das ist eine gute Idee, mein Junge. Ich war dort zusammen mit Na'Skalil, und wir haben dort Techniken gelernt, von denen die meisten Kämpfer nicht einmal zu träumen wagen. Ich beherrsche sogar Angriffe, die nur durch meine innere Energie ermöglicht werden. Doch ich setze sie nicht ein, weil dadurch zuviel Zerstörung angerichtet werden kann."
So verabschiedeten sich die Beiden, und Kez verließ Breor Richtung Süden, denn er wollte seinen Weg entlang der Küste fortsetzen, begleitet von der im Meer untergehenden glutroten Sonne.
*
Zweites Kapitel
Es dämmerte. Die Sonne versank als glühender Feuerball im Ozean der Hoffnung, und Kez beeilte sich etwas, da er eine Herberge erreichen wollte, bevor die Nacht hereinbrach. Am Wegesrand konnte er alle paar Meilen einige zerstörte Häuser, Ruinen, in denen seit vielen Jahrzehnten niemand mehr wohnte, entdecken. Es waren Zeitzeugen der Jahre, die man im Nachhinein als Zeitalter der Finsternis bezeichnete, und das war keineswegs eine Übertreibung der Geschichtsschreiber, sondern die pure Realität. Durch den Rauch und den Staub, der von den heftigen Explosionen damals aufgewirbelt worden war, hatte sich ein Grauschleier über die Erde gesenkt, und es wurde kälter. Dann aber, nach mehr als fünf Jahrzenten, also fünf Zeitaltern der Finsternis, geschah es. Die dichten schwarzen Wolken klarten auf, und die Sonne erhob sich morgens aus dem, auf dieses Ereignis hin, "Meer der Auferstehung" getauften Meer. Dann begannen die Zeitalter der Auferstehung, und in diesen Tagen wurden Kez und Jace Silvaz gefunden.
Kez sah sich um. Das Anwesen, vor dem er jetzt stand, hatte einmal einer wohlhabenden Familie gehört, wie man unschwer an der Größe des Hauses erkennen konnte. Jetzt aber fehlte das Dach, und einige Wände waren niedergerissen. Asche lag in der von Rissen gezeichneten Vogeltränke. Auf dem Weg, den Kez zu gehen hatte, hatte der Angreifer seinerzeit eine Spur der Verwüstung hinterlassen. Niemand machte sich die Mühe, die zerstörten Häuser wieder aufzubauen. Es fehlten die dazu nötigen Mittel, und außerdem war es sinnvoller, eine eigene neue Hütte zu bauen. Kein Mensch wollte freiwillig in so einer Bruchbude leben, aber die Häuser waren in den ersten Jahren des Friedens ein beliebtes Ziel für Plünderer gewesen. Kez ließ endlich von dem Haus ab, und setzte seinen Weg nach Süden fort. Er wusste nicht genau, wo die Kampfschule lag, die er noch heute erreichen wollte, aber lange konnte es nicht mehr dauern, wenn er von den Beschreibungen seines Vaters ausginge.
Nach wenigen Stunden der Wanderung herrschte völlige Dunkelheit, so dass Kez nicht mehr sehen konnte, wo er sich befand. Zu müde, um noch einen Schritt zu tun, legte er sich einfach an den Wegesrand und schlief sofort ein.
Am nächsten Morgen wurde er unsanft geweckt. Jemand war über ihn gebeugt und hustete sehr laut, er wollte garnicht mehr aufhören. Als er den Jungen in seiner Nähe etwas besser erkennen konnte, hatte sich dieser beruhigt. "Ähm...ich kam hier so zufällig vorbei und bin über dich gestolpert." begann er nervös. Kez erkannte den Grund für seine Nervosität. Der Junge hatte Kez' Geld in der rechten Hand und seinen Rucksack auf dem Rücken. Kez war bestohlen worden. Immer noch schlaftrunken richtete er sich auf und wollte den Jungen packen, aber der Dieb warf sich nach hinten und rannte los. Kez stand schlagartig auf, und rannte hinterher. "Gib mir meine Sachen zurück!" "Die kannst du gerne haben!" bekam er als Antwort, und der Junge warf Kez' Rucksack hinter sich und traff dessen Beine. Kez verhakte sich in einer der Schlaufen und kam ins Stolpern. Er fiel, und jetzt fiel ihm auch auf, dass er die Steppe längst hinter sich gelassen hatte, denn er landete im weichen Sand, und nahm die Verfolgung wieder auf. Der Dieb hatte schon mehr als zwanzig Meter Vorsprung, aber plötzlich blieb er stehen und beugte sich nach vorne. Er hatte wieder einen Hustenanfall. Kez holte ihn in wenigen Sekunden ein und wollte ihn zuerst niederschlagen, er besann sich aber eines besseren und warf den Dieb sanft zu Boden. Der fremde Junge machte keine Anstalten zu einem Fluchtversuch, und gab ihm freiwillig das gestohlene Geld zurück. Er keuchte noch, setzte sich dann aber neben den abwartenden Kez. "Was sollte das denn werden", sagte er verärgert, "ich hätte dich doch sowieso eingeholt." "Glaubst du das wirklich?" erwiderte der Junge. "Ohne meine Lungenentzündung wär ich jetzt über alle Berge."
"Na ja, wie auch immer...ich lass dich laufen, wenn du die Leute von nun an in Ruhe lässt." "Haha, wie witzig, und wovon soll ich leben? Ich muss die ahnungslosen Idioten ausrauben, das ist meine einzige Überlebenschance. Man nennt mich übrigens Tom."
Kez verharrte kurz, erhob sich plötzlich und sagte: "Hm. Ich glaube, ich wüsste da was. Du bist doch nicht dumm, und ausserdem geschickt. Warum folgst du mir nicht einfach? Ich bin übrigens Kez Silvaz." Der Junge blickte ihn verständnislos an, erhob sich dann aber ebenfalls und verkündete: "In Ordnung. Aber wohin soll die Reise gehen? Das wüsste ich schon gern, bevor ich mich auf den Weg mache."
"Ich bin ein Kämpfer. Ich bin auf dem Weg in den Süden. Man sagte mir, dort gebe es die beste Kampfschule der Welt. Der Meister dort, der Herr der Moränen, war selbst dabei im Kampf gegen die Kreatur von damals."
Als Kez das erwähnte, wandte sich Tom kurz ab, und jedes Anzeichen von Euphorie verschwand aus seinem Gesicht. Kez vermutete, dass dieses Verhalten mit dem Angriff der Kreatur zu tun habe, aber er sprach Tom nicht darauf an.
Stattdessen brachen die Beiden rasch auf, als wenn nichts gewesen wäre.
Der Autoverkehr auf der Erde war nicht sehr ausgeprägt und die Menschen waren sehr misstrauisch, und doch schafften es die Beiden, mitgenommen zu werden, was vor allem an ihrem Alter lag. Auf diese Weise legten sie einen Großteil der Strecke zurück, doch viele hundert Meilen vor dem südlichen Ende des Kontinents wurden sie aus dem Auto geworfen, weil der Fahrer sein Geld vermisste und sich dieses nicht wieder auffinden ließ. Als sie an der Straße standen und sich die Rücklichter des Autos zusehends entfernten, zog Tom, wie immer frech grinsend, einen Stapel Geldscheine hervor. "Das war ja mal wieder eine großartige Aktion von dir." kommentierte Kez das Verhalten seines "Freundes" kopfschüttelnd.
Sollte er, ein ambitionierter junger Kampfsportler, mit so einem Verbrecher weiterziehen? Er wollte sich nicht darüber den Kopf zerbrechen und verdrängte die Frage. Die Beiden sahen sich um. Die Fahrt war zwei Stunden lang über eine von Hügeln, Bergen und Sandböden bedeckte, von südlich wirkenden Bäumen und Pflanzen gesäumte Landschaft gegangen, immer auf der vor wenigen Jahren sanierten Straße entlang. Sie befanden sich bereits in der Sierra. Die Sierra war ein Land der Berge, der Wüsten und des Meeres. Es gab hier die dichtbesiedeltsten städtischen Großräume des Kontinents, aber auch völlig menschenfremde, unbesiedelte Regionen. Es gab hier schneebedeckte Hochgebirge, trockene Wüsten, riesige Wälder und fruchtbare Anbaugebiete. Auch die noch weit entfernte Küstenlinie war meist gebirgig, von wenigen schmalen Streifen abgesehen. Es herrschte ein subtropisch-gemäßigtes Klima. Eine vielseitige und fantastische Landschaft, die besonders in schweren Zeiten die Menschen wie magisch angezogen hatte.
Doch hier bot sich den Beiden ein anderes Bild. Ein riesiger Krater war von ihrer Position aus zu beobachten, und auch hochgewachsene Bäume suchte man vergebens. Kez ahnte, wo er sich befand, auch wenn sein Vater diesen Ort nur erwähnt hatte - es war der sogenannte Death Valley, das Tal des Todes, der Ort, an dem die Kreatur mit ihrer Raumkapsel gelandet war und aus einer blühenden Stadt, die damals an die einhunderttausend Einwohner zählte, eine Wüste des Verderbens geschaffen hatte, und bis auf das kleinste Tier jede Art von Leben ausgelöscht hatte. Kez und Tom standen wie zu Salzsäulen erstarrt auf einem Hügel, und beobachteten, obwohl es kaum etwas zu sehen gegeben hätte. Nur Schutt und Asche, hier und da ein versunkener Stahlträger, der in der Landschaft wie ein vergeblicher, im Schrecken erstarrter Hilfeschrei auf Kez und Tom wirkte, vielleicht wie eines der Opfer, das seinen Arm als ein letztes Aufbäumen gen Himmel streckt. Stille. Kez und Tom sagten kein Wort, aber Letzterem lief eine Träne übers Gesicht. Dieser Ort hatte in ihm eine Erinnerung losgelöst, dieser Ort hatte die Vergangenheit in Tom wachgerüttelt.
Nach einigen weiteren Minuten gab Kez das Signal zum Aufbruch, und Tom folgte ihm schlurfenden Schrittes. Nach einer Stunde endlosen Wartens nahm sie ein weiterer Autofahrer mit, und diesmal war Tom glücklicherweise nicht in der Stimmung zum Stehlen. So wurden sie, als es schon lange Nacht war, in einem Vorstadtviertel der südlichen Hauptstadt herausgelassen, da hier die Fahrt zu Ende war. Man konnte bereits das Rauschen des Meeres hören. Sie gingen zu Fuß in die Innenstadt und fanden sich zwischen riesigen Wolkenkratzern wieder. Diese Stadt war verschont geblieben, und wurde deshalb als wahre Weltstadt betrachtet, obwohl die offizielle Hauptstadt die westliche Hauptstadt New Hope City war, viele hundert Meilen entfernt. Diese Stadt besaß die höchste Bevölkerungszahl, außerdem hatte hier die Regierung ihren Sitz, doch die westliche Hauptstadt war zur Hauptstadt des Kontinents ernannt worden, weil es hier viele Opfer zu beklagen gab und so eine Motivation für den Wideraufbau geschaffen wurde. Auch die Medien sahen dies lieber, und erst recht die verunsicherten Menschen da draußen, die durch Begriffe wie "Hoffnung" und "Auferstehung" schnell besänftigt waren...
Die südliche Hauptstadt war eine Metropole, die ihresgleichen suchte. 10 Millionen Menschen lebten hier. Sie war von kulturell unterschiedlichsten Menschen bewohnt, die auch ihre eigenen Stadtteile besaßen, beispielsweise China Town und die vielen Barrios, denen allein 6 Millionen der Stadtbevölkerung zugehörig waren. Hier hatte Kez Adoptivvater, Na'Skalil, einen längeren Abschnitt seines Lebens verbracht, der ihn sehr geprägt hatte, und der Kez seinen mexikanisch klingenden Namen eingebracht hatte. Diese Stadt wuchs sehr schnell, was wohl besonders am Klima lag: In guten Jahren gab es hier über 300 Sonnentage. Den Einwohnern und Touristen boten sich kilometerlange Strände und eine riesige Unterhaltungsindustrie.
Außerdem war die südliche Hauptstadt insofern von Angriffen verschont geblieben, als dass die Menschen auch heute, 70 Jahre nach der Katastrophe, nicht viel von Kampf und Krieg mitbekommen hatten. Hier war das Leben immer weitergegangen, das einzige, was beunruhigend gewirkt hatte, war, dass man über einen Zeitraum von 30 Jahren Verdunklungen anordnete, damit die Stadt bei Nacht nicht zu sehen war.
Die südliche Hauptstadt besaß alles, was eine Weltstadt benötigte:
Mehrere Flughäfen, ein riesiges unterirdisches Geflecht aus Magnetschwebebahnen,
und die Technologie, die sich dem Beobachter hier bot, war einzigartig, besonders für den weltfremden Kez: Menschen standen auf den Straßen und kommunizierten mit lebensechten Holografien, sie sprachen scheinbar mit sich selbst, sie ließen sich zu Massen mit einer Schwebekapsel hundert Meter in die Erde fallen, um dann nach wenigen Sekunden am anderen Ende der Stadt aus einer Bahn zu steigen.
Das alles war beeindruckend, aber auch beängstigend, wenn man so etwas noch nie gesehen hatte. Der sonst wie ein Anführer auftretende Kez kauerte sich hinter dem lässig durch die Straßen marschierenden Tom zusammen, und beobachtete, wie dieser mit einem Automaten sprach, bevor er das gestohlene Geld aus seiner Tasche nahm.
"Du sagtest, die Kampfschule liegt irgendwo auf einer der Inseln des Moränen-Atolls?
Dann kauf ich uns jetzt Karten und wir fahren mit der Bahn zum Hafen. Von da aus werden wir schon irgendwie weiterkommen."
"In Ordnung. Du...du sprichst mit dieser Kiste?" fragte Kez vorsichtig nach.
Tom rümpfte die Nase und gab keine Antwort. Er steckte Geldscheine in einen Schlitz des Automaten, doch anstatt des Wechselgeldes erschien ein rotes Signal am Automaten und ein Alarm ertönte. Die Roboterstimme ließ verlauten:
"Das eingeworfene Geld ist auf den Namen P. J. Smith registriert! Gesichtsanalyse:
Inkongruent! Fehlende Identifikation! Sie sind festgenommen!"
Sofort sendete der Computer ein Signal an die nächstgelegene Wachstation.
Tom packte Kez am Arm und die Beiden rannten, so schnell sie konnten, Richtung Meer. "Ich dachte, du kennst dich mit diesen Automaten aus!" rief Kez. "Das dachte ich auch," kam als Antwort zurück,"aber ich war lange nicht mehr hier. Ich wusste nicht, dass sie ein Registrationssystem für Geld entwickelt haben. Es wird jeden Tag schlimmer mit dieser Scheiß-Überwachung!"
Die beiden liefen mehrere Hundert Meter, doch hinter ihnen tauchte ein schwebendes Sicherheitsfahrzeug auf. Nach wenigen Sekunden waren Kez und Tom eingeholt, und zwei Wachen sprangen aus dem Fahrzeug. Sie trugen Gummiknüppel. "Lass mich das erledigen!" schrie Kez. Tom vertraute ihm und legte einen Zahn zu. Die Wachen richteten sich beide auf Kez und leuchteten ihn mit ihren Scheinwerfern an. Kez war in der Falle, doch als einer der Wachen auf ihn zuging, trat er zu, und traf mitten ins Gesicht. Der Mann fiel zu Boden. Der Andere schaltete schnell: Das konnte kein gewöhnlicher Junge sein. Er nahm den Knüppel in die rechte Hand, aus seiner Linken entfaltete er durch Knopfdruck auf ein kleines Paket einen Schild, wie er auch bei Demonstrationen eingesetzt wurde. Kez trat erneut zu, doch der Angriff wurde abgefangen, und als Reaktion schwang ihm ein Gummiknüppel entgegen. Kez duckte sich und verpasste dem Wachsoldaten aus unterer Position einen Kinnhaken, der ihn für einige Zeit ausser Gefecht setzen würde, weil er ausgerechnet auf dieser Patrouille seine Schutzkleidung nicht bei sich trug. Kez rannte jetzt endlich seinem Freund hinterher, der unter der fernen Strassenbeleuchtung nur noch als Punkt auszumachen war. Nach fünf Minuten hatte er schweissgebadet den Hafen erreicht, wo auch Tom schon ungeduldig wartete. "Beeil dich, in zwei Minuten geht von hier eine Luftkissenfähre ins Moränen-Atoll. Das sind übrigens noch fünfhundert Meilen, wenn wir dort sind, ist es längst wieder Tag. Ich hab von der komischen Figur dahinten Tickets gekauft. Für das Geld hätte ich zwar gleich eine ganze Fähre kaufen können, aber er fragt wenigstens nicht nach registriertem Geld..."
Drei Minuten später saßen die beiden Freunde erschöpft auf dem Oberdeck einer Fähre, doch sie waren viel zu müde, um darüber nachzudenken, was sie wohl am nächsten Tag erwarten würde...
Kapitel 3 - Die Kampfschule des Herrn der Muränen
Am nächsten Morgen wachten die beiden auf dem Deck der Fähre auf. Die Sonne hatte inzwischen ihren Lauf genommen, und viele Passagiere hatten die Reise beendet und waren von Bord gegangen. Kez erhob sich vom Deck, auf dem sie geschlafen hatten, und sah sich schlaftrunken und blinzelnd um. Er ging an die Reling. Er beugte sich vorsichtig herunter und sah an der Wand des Schiffes vorbei auf das Wassser. Es war azurblau und man konnte bis auf den Grund sehen. Er glaubte, ein paar Fische zu erkennen. Ja, da waren sie. Ganz deutlich konnte er sie sehen, sie waren ziemlich groß, solche hatte er in seinem Leben noch nie gesehen. Er stand da und staunte. Dann drehte er sich rasch um, denn hinter ihm gähnte Tom. "Morgen." murmelte er. Sein Mitstreiter erhob sich und stellte sich ihm gegenüber. Eine leichte, für die Tropen typische Brise umwehte die Beiden.
"Und wo genau sollen wir jetzt hin? Wo sollen wir das Schiff verlassen?" Kez wusste es selbst nicht. Sie befanden sich mittlerweile zwar im Moränen-Atoll, doch keiner der Beiden wusste, wo sich die Insel des Herrn der Moränen befand. Es gab hier wohl hunderte, wenn nicht tausende bewohnter und unbewohnter Inseln, kleine und große, flache und gebirgige, breite und schmale. Die beiden Jungen waren sich dessen bewusst, und beiden war klar, dass sie jemanden fragen mussten. Nur wen sollten sie fragen? Wer kannte den Herrn der Moränen, und wer wusste, wo er sich aufhielt? Da Kez und Tom niemanden kannten, waren sie ganz und gar auf sich allein gestellt. Sie würden sich selbst auf die Suche nach ihm machen müssen. An der nächsten Haltestelle stiegen sie aus. Sie zögerten zunächst, denn in so einem Nest, wie dieses eines war, waren die Chancen, einen Hinweis auf den Herrn der Muränen zu erhalten, besonders gering. Das Städtchen, in dem sie von Bord gingen, trug den Namen "el pueblo muraenidae", von seinen etwa viertausend Bewohnern wurde es allerdings nur "Muränenstadt" genannt, denn kaum jemand war noch mit der Heimatsprache vertraut. Städtchen war eigentlich übertrieben, denn man konnte hier zwar einkaufen und fast alles bekommen, was man benötigte, doch die Stadt war sehr verschlafen, und wenn in der südlichen Hauptstadt die Rush Hour herrschte, traf man hier sehr wenige Menschen auf den Straßen. Man sah allenfalls ein paar am Straßenrand liegende Männer, die ihren Kater der letzten Nacht ausschliefen. Das Ereignis des Tages war jedesmal die Ankunft der Fähre, die vormittags in den doch eher kleinen Hafen einfuhr, dies lag vor allem an dem Umstand, dass sie die ortsansässigen Händler mit Waren versorgte. Kez und Tom trotteten gemächlich über die Straße, und blieben an der Kreuzung der beiden Hauptstraßen von Muränenstadt stehen.
Die langweilige Atmosphäre der Stadt schien sich auf ihren Gemütszustand zu übertragen. Erst jetzt fiel ihnen auf, dass sie seit Ewigkeiten nichts gegessen und getrunken hatten. Tom machte Kez auf eine Bar aufmerksam, deren Aushängeschild er auf der anderen Straßenseite bemerkt hatte. Sie hielten rasch darauf zu.
Das Schild war früher wohl einmal rot gewesen, doch jeetzt konnte ein Gast nur noch mit Mühe die verrostete Schrift entziffern. Nicht nur das Schild, nein, die ganze kneipe wirkte von außen verwittert, und ihr Bestehen hatte sie wohl nur ihrem Monopol in der Stadt zu verdanken, dachte Kez im Stillen. Wenn hier ein gutes Geschäft gemacht wurde, wieso kümmerte man sich dann nicht um die Renovierung?
Kez verwarf seine Gedanken und folgte Tom, der beriets in die offen stehende Tür eingetreten war. Es war hier doch etwas anders, als Kez vermutet hatte. Das Innere der Kneipe war relativ hell erleuchtet, und es schlug ihnen nicht der dicke Qualm entgegen, den Beide erwartet hatten. Ein alternder, nachlässig gekleideter Barkeeper
wischte den Kiefernholztresen mit einem weißen Handtuch sauber, ansonsten war scheinar niemand hier.
Bis auf den Mann, der in einer uneinsehbaren und dunklen Nische saß. Kez und Tom konnten ihn nur schemenhaft erkennen, aber sie spürten seine Anwesenheit ganz deutlich. Sie spürten, daß man sie erwartete...
Und er hatte sie schon erwartet.
"Da sind sie also," dachte er.
"Ich spürte ihre Anwesenheit schon aus der Ferne, und ich habe sie schon die ganze Zeit über beobachtet. Der Eine, sein Kompanon, ist nicht so mächtig, er beeindruckt mich nicht allzu stark...trotzdem steckt auch in ihm schier gewaltiges Potential. Zwar bin ich mir zum jetzigen Zeitpunkt nicht sicher, ob er dieses Potential zu nutzen und auszuschöpfen weiss, aber bei Kez hege ich nicht den geringsten Zweifel...
Er hat trotz der fehlenden Verwandtschaft viel von seinem Vater geerbt:
Mut, Ehrgeiz, aber seine innere Kraft stammt von einer anderen Quelle.
Ich besitze absolut keine Kenntnis über sie. Diese Energie, die er aussstrahlt, ist geradezu unglaublich, wo soll eine solche Kraft nur hinführen?
Früher oder später hätte ich ihn zu mir genommen, aber er wäre auch alleine auf den rechten Weg gekommen. Er hat eine guten Charakter, womit er in völligem Gegensatz zu seinem Bruder steht, wie war doch gleich sein Name? Richtig, Jace, man hat mir von ihm erzählt, aber auch dessen Kraft habe ich schon seit Ewigkeiten geortet und verfolge ihre Entwicklung. Beide Brüder besitzen diese nach außen hin
beachtenswerte, geistig und innerlich aber schier unmenschliche Kraft, Kraft, die jeglich Vorstellungskraft um Längen überschreitet, eine Kraft zum Bäume ausreißen, zum Berge versetzen...
Irgendwann, wenn der Zeitpunkt gekommen ist, werde ich Jace' Mächte nicht mehr zu beherrschen wissen, und auf diesen Zeitpunkt muss Kez vorbereitet sein. Ich werde ihn in meine sämtlichen Geheimnisse einweihen müssen, in das, was mich die heiligen Kampfmönche von Al'Cansa im Kindesalter lehrten, und in das, was mir die Meister der Elemente beibrachten. Irgendwann, ja, irgendwann, werden sich die Brüder wieder treffen, und dann muss Kez in der Lage sein, den Feind zu vernichten. Ich wage mir schon jetzt nicht auszumalen, wie dieser Kampf verlaufen wird."
Der geheimnisvolle alte Mann setzte den braunen Lederhut auf, trank sein Glas in einem Zug leer und erhob sich. Plötzlich wurde sein Abbild für die Umgebung unkenntlich wie ein verschwindenes Hologramm, bis nur noch ein Umriss aus Schatten auszumachen war, und einen Wimpernschlag später sah man ihn an der Eingangstür stehen, einen halben Meter hinter Kez. "Salve, Kez Silvaz." sprach er mit ruhiger Stimme. "Ich erwartete dich schon." Kez drehte sich und blickte den alten Mann erstaunt an, ebenso Tom. Beide wunderten sich über das plötzliche Erscheinen des alten Mannes, dessen Gesicht fast vollständig vom Schatten seines Schlapphuts bedeckt war. Zusätzlich trug er eine schwarze Stoffmaske, die Mund und Nase bedeckte und somit keine Mimik zuließ. Kez trat ihm mißtrauisch gegenüber.
Dieser Mann war nicht durch die Tür gekommen, soviel stand fest. Die Tür war zu keiner Zeit in Bewegung geraten und hatte nicht den leisesten Ton von sich gegeben.
"Ave. Darf ich fragen, wer ihr seid?" fragte Kez respektvoll, doch er ahnte bereits, wen er da vor sich hatte. Er machte eine vorsichtige Verbeugung und legte dabei die Handflächen ineinander, so wie ihn sein Vater die traditionelle Begrüßung der Krieger gelehrt hatte. Ihm war längst klar, dass der Mann vor ihm stand, den man im Volksmund "Herr der Muränen" nannte. Sein wirklicher Name aber war
Vater hatte Kez Bilder von ihm gezeigt. Auch damals trug er schon eine Maske, denn durch den Kampf seines Lebens hatte er zu viel Ruhm erlangt. Nun wollte er unerkannt bleiben, und inzwischen waren Maske,Mantel und Schlapphut seine Erkennungszeichen in der verschworenen Kämpfergemeinde geworden.
Kez hatte ihn sofort erkannt, Tom leider nicht. Er packte Kez an der Schulter und sagte: "Was ist das für ein komischer alter Kauz? Was will der von dir? Hör auf dich zu verbeugen und lass uns endlich was trinken!" Kez versuchte, seinen Mitsreiter zur Ruhe zu bringen, doch dieser witzelte weiter. Als er den Meister schließlich als "vergreisten Krüppel" betitelte, schnellte plötzlich eine von blauen Blitzen umzüngelte Knöchelfaust aus dem Mantel des Alten hervor und erwischte Tom voll am Solarplexus. Ihm gingen die Lichter aus, bevor er merkte, dass seine Rippen krachten, und dass er durch die halbe Kneipe gewirbelt wurde, wo schließlich ein Tisch unter seinem Gewicht zerbarst. Kez stand wie zur Salzsäule erstarrt da, mit herunterhängender Kinnlade und unfähig, zu handeln. Der Herr der Muränen blies lässig über seine Hand, als wäre sie ein abgefeuerter Revolver. "Hm, das war vielleicht doch ein wenig zu kräftig," ließ er verlauten, "aber wenn man seit vielen Jahren nicht gekämpft hat, verliert man das gewisse Feingefühl für seine Schläge...
aber verdient hat er es, irgend jemand musste ihn auf den nötigen Respekt vor einem alten Meister hinweisen. Ich denke, nun weiss er über meine Identität bescheid."
"Aber...ihr hättet ihn fast getötet," entgegnete Kez, der langsam seine Fassung wiedergewonnen hatte und auf seinen bewußtlosen Freund zutrat, "eine normale Vorstellung wäre doch völlig ausreichend gewesen!"
"Na und, mein Sohn? Was verstehst du unter einer "normalen Vorstellung"?
War das hier etwa annormal für jemanden, der sein Leben lang von minderwertigen Gegnern verhöhnt wurde? Ihr großspurigen, hochtrabenden Einzeller solltet euch vor mir in Acht nehmen!" Er lachte arrogant und drehte sich in Richtung Tür, den schwarzen Hutkranz noch etwas tiefer ziehend, und verließ schlurfenden Schrittes den Eingangsbereich der Kneipe. Das Sonnenlicht blendete ihn ein wenig, und der angenehm warme Wind ließ seinen Mantel leicht über der sandigen Hauptstraße flattern.
Kez hatte inzwischen seinen verletzten Freund geschultert und mühte sich dabei ab, ihn aus der Bar zu tragen. Er riss versehentlich zwei Barhocker um, machte sich aber nichts daraus. Tom lebte noch, das war für ihn jetzt das Wichtigste.
Auch er trat hinaus ins Freie und der Trott, aus diesem ungleichen Trio bestehend, setzte sich schweigend in Bewegung. Tom hatte völlig recht gehabt, der Meister war wirklich ein komischer Mensch, dachte Kez im Stillen. Was mochte er wohl noch für Überraschungen mit sich bringen? Wie würde das Training verlaufen? Und wo wohnte der Meister überhaupt? Was würde für das kommende Jahr das Zuhause für Tom und Kez sein?
In seine Gedanken vertieft, war Tom mühsamen Schrittes blind dem Herrn der Muränen gefolgt. Sie mochten nun wohl etwa einen Kilometer gegangen sein, schätzte er. Die Mittagssonne brannte langsam, aber sicher, immer heißer auf ihre Häupter, und weder Tom, noch Kez hatten in den vergangenen Stunden etwas getrunken. Kez schwitzte wie ein Schwein, denn die schwarze, weite Hose, und sein mehrlagiges, silberfarbenes Hemd hatte er eigenhändig aus Schafswolle und verschiedenen Pflanzenfasern hergestellt, er trug also wahrlich keine Kleidung, die für sonnige Regionen hergestellt worden war, sondern vielmehr für kalte Abende in seiner umstürmten Waldhütte. Ja, dachte er, was mochte wohl aus seinem Zuhause geworden sein? Er hatte noch in der Todesnacht seines Vaters die Tür und sämtliche Fenster mit Brettern vernagelt, hoffentlich würde die Hütte den wütenden Stürmen und den heftigen Regenfällen noch für viele Jahre trotzen! Eines Tages, wenn er seine Aufgabe vollbracht und die Suche nach seiner Identität beendet hatte, würde er in seine Hütte zurückkehren. Das hatte er sich bei den Göttern des Waldes geschworen.
"So, alle ab ins Boot!" ertönte unverhofft die Stimme des Meisters. Sie hatten inzwischen eine kleine, felsige und mit zartem Grün bewachsene Anlegestelle erreicht und vor ihnen lag ein kleines, verrostetes Motorboot. Sie stiegen vorsichtig ein, der immer noch ohnmächtige Tom wurde in eine Liegeposition gebracht, sein Kopf lag in Kez' Schoß. Der Herr der Muränen zog ruckartig einen Griff und tuckernd setzte sich der Zweitakter in Bewegung. Sie verließen das Land. Kez verfolgte mit seinem Blick die kleinen, aufgeschäumten Wellen, die sachte ans Ufer schlugen. Immer kleiner wurde das Land, immer kleiner, Kez fielen die Augen zu, bis - "Wir sind da!" brüllte der Herr der Muränen, und das Motorengeräusch erstarb mit einem Stottern. Kez drehte sich um und glaubte für einen Augenblick, wieder zu Hause zu sein. Vor ihm erhob sich eine Art Urwald über einer felsigen Bucht, eine Lichtung war auszumachen, und ein paar ihm unbekannte Tiere, affenartige, mit Rüsseln ausgestattete Wesen, sogenannte Al'Dschingos, sprangen quiekend von Baum zu Baum und schienen die neuen Inselbewohner zu bemerken. Kez hievte sich seinen verwundeten Freund abwesend über die Schulter und stolperte nichtsahnend in das seichte Wasser. Er wurde bis zu den Knöcheln völlig nass, doch das störte ihn nicht, denn er konnte seinen Blick einfach nicht von diesem Inselparadies abwenden. Er setzte seinen zweiten Fuß in den weichen, von seichten Wellen umspülten Sand, doch plötzlich zuckte er mit schmerzerfülltem Gesicht zurück, ließ Tom ins Wasser fallen, riss seinen rechten Fuß aus dem Wasser und rettete sich mit einem Sprung aufs Land. Er war gebissen worden und blutete nun durch seinen Lederschuh, der nur von dünnen Hanffäden zusammengehalten wurde und somit eine gute Angriffsfläche für Raubfische bot. Ein schwarzes, unterarmlanges Tier war beissend hervorgeschnellt und hatte ihm gleichzeitig bläulich blitzende Stromschläge verpasst. Er entfernte vorsichtig den Schuh und besah sich seinen völlig verbrannten Fuß. Er blutete aus einer seitlichen Wunde, aber gewisserweise breitete sich ein dumpfer, tauber Schmerz über den gesamten Fuß Richtung Wade aus und schien sich dabei auch noch zu verstärken. Sein gesamtes Bein schwoll an und färbte sich rot. "Tja, mein Kleiner," reagierte der Herr der Muränen wie gewohnt lässig, "das war eine Schattenmuräne, die dich gerade angegriffen hat. Diese possierlichen Tieren leben hier zu Tausenden in der Nähe der Bucht. Nicht umsonst nennt man mich den Herrn der Muränen! Ich habe über Jahrzehnte die Angriffstechnik dieser Tiere studiert und mir angeeignet. Nur verfüge ich nicht über das gleiche starke Nervengift wie sie...der Schmerz wird wohl Wochen anhalten. Passend zum rötlichen Bein ging Kez' Gesichtsfarbe ins Weißliche über, bis er fast völlig erblasst war. Er wollte vor Schmerz schreien, aber jetzt fiel ihm ein, dass sein bewusstloser Freund bei der Attacke ins Wasser gefallen war und dort immer noch lag. Glücklicherweise war die Muräne nach der Attacke auf Kez geflohen und konnte Tom so nichts anhaben. Inzwische hatte auch der Herr der Muränen den Ernst der Lage endlich erkannt und zog Tom aus dem Wasser. Er hievte ihn sich auf die Schulter und marschierte, Kez stützend, in Richtung Inselmitte. Die Drei waren sofort von dichtem Laubwald umgeben, und die vereinzelten, durch das dichte Blätterwerk gelangten Sonnenstrahlen ließen den feucht-warmen Wald kaleidoskopisch schimmern, gleich einem Regenbogen, der unter einer dichten Wolkendecke sichtbar wird. Kez spürte die Wärme der leuchtenden Farben in seinem Herzen und versuchte trotz seiner starken Schmerzen, raschen Schrittes seinem Herrn zu folgen und seine gute Laune nicht zu verlieren. Sie hatten nun ungefähr eine halbe Meile zurückgelegt. Das Trio nahm eine leichte Anhöhe, die Anzahl der Bäume am Wegesrand nahm ab und sie gelangten an eine Lichtung, auf der ein gar prächtiges Anwesen stand, dass so gar nicht ins Bild der menschenleeren Tropeninsel passte.
Das Ende der Insel war inzwischen erreicht. Die Bucht war an dieser Stelle vollständig von Felsen umgeben, deshalb hatten sie auch am anderen Ende der Insel anlegen müssen, wie Kez bemerkte. Das Meer wirkte, von hier aus betrachtet, etwas unruhiger und aufgewühlter, aber das machte diesen Ort keineswegs unheimlich oder ungemütlich.
to be continued...