Mephistopheles
"Nicht schießen!"
Nordkorea droht mit nuklearem Präventivschlag
"Die USA sagen, wir sind nach dem Irak als nächste dran." Das behauptet ein führender Vertreter des nordkoreanischen Außenministeriums einer britischen Zeitung zufolge. Sein Fazit: Auch ein Präventivschlag ist möglich. Unterdessen hat Nordkorea seine umstrittene Atomanlage wieder in Betrieb genommen.
Seoul - Ministeriumsvertreter Ri Pyong Gap sagte der Website des "Guardian" zufolge: "Wir haben unsere eigenen Gegenmaßnahmen. Präventivangriffe sind nicht das alleinige Recht der USA." Damit ging Ri deutlich über die bisherige Position des kommunistischen Landes hinaus.
Nordkorea hatte gestern angekündigt, mit stärkeren Maßnahmen zur Selbstverteidigung auf US-Pläne zur Aufstockung seiner Militärpräsenz im Pazifik-Raum zu reagieren.
Der gegenwärtige Streit um das Atomprogramm gehe deutlich über den vor einem Jahrzehnt hinaus, sagte Ri der Zeitung zufolge. "Die derzeitige Lage ist ernster als 1993. Es ist völlig offen." Vor zehn Jahren hatten beide Länder am Rande eines Krieges gestanden, sich dann aber 1994 auf ein Abkommen geeinigt, in dem Nordkorea auf sein Atomprogramm verzichtete. Dieses Abkommen hat Nordkorea nach US-Angaben allerdings gebrochen. Die USA werfen dem Land, das US-Präsident George W. Bush mit dem Irak und Iran zur "Achse des Bösen" zählt, vor, im Rahmen des Atomwaffenprogrammes waffentaugliches Plutonium herzustellen.
Gestern hatte der frühere Uno-Waffeninspektor und heutige Kritiker der US-Politik gegenüber dem Irak, Scott Ritter, davor gewarnt, dass "Nordkorea, wenn es sieht, wie die Vereinigten Staaten Irak völkerrechtswidrig vernichten, sich nicht zurücklehnt und abwartet, dass die Amerikaner kommen". Nordkorea werde einen Präventivschlag gegen US-Truppen und deren Verbündete in Asien führen, prophezeite er: "Sie werden nicht eher zufrieden sein, bevor Tokio auf ein Stück radioaktiven Abfalls reduziert ist."
Auch in der Parteizeitung "Rodong Sinmun" gab es heute neue Drohungen gegen die USA - allerdings nur für den Fall eines Überraschungsangriffs auf den gerade wieder in Betrieb genommenen Atomreaktor Yongbyon. "Wenn die USA einen Überraschungsangriff auf unsere friedlichen Atomanlagen starten, dann wird das einen totalen Krieg auslösen", schrieb die Parteizeitung "Rodong Sinmun" in einem Kommentar. "Es ist dumm von den USA zu denken, dass wir still mit verschränkten Arme dasitzen und warten, bis sie den Befehl für einen vorbeugenden Angriff geben."
Der Neustart diene ausschließlich der Stromerzeugung, sagt das Regime - zumindest "zum jetzigen Zeitpunkt". Die USA haben auf Berichte über das Wiederanfahren der Anlage mit großer Besorgnis reagiert. "Nach ihrem Neustart normalisiert jetzt Nordkorea den Betrieb seiner Atomanlagen zur Stromproduktion", hieß es gestern Abend in einer von der amtlichen nordkoreanischen Nachrichtenagentur KCNA veröffentlichten Erklärung des Außenministeriums in Pjöngjang. Washington nannte dies eine "ernste Entwicklung". Damit würde sich der kommunistische Staat weiter isolieren. US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld verurteilte das Regime in Pjöngjang als "terroristisch".
Südkorea habe bisher keine "bestätigten Informationen", ob die Atomanlagen in Yongbyon tatsächlich bereits wieder in Betrieb genommen worden seien, sagte heute ein Sprecher des Außenministeriums in Seoul zu den Berichten.
Die Regierung in Pjöngjang habe bereits erklärt, dass ihre Nuklearaktivitäten friedlichen Zwecken dienten, hieß es weiter in dem KCNA-Bericht. Der Fünf-Megawatt-Versuchsreaktor in Yongbyon ist jedoch nach Ansicht von südkoreanischen und US-Experten zur Produktion bedeutsamer Strommengen viel zu klein. Der nordkoreanische Reaktortyp kann kernwaffentaugliches Plutonium produzieren.
Eine Sprecherin des US-Außenministeriums rief Pjöngjang dazu auf, die Maßnahme zur Reaktivierung seiner Atomanlagen wieder rückgängig zu machen. Die Welt müsse diesen Schritt als etwas Besorgniserregendes begreifen, sagte Rumsfeld. Das US-Außenministerium hatte bereits in der vergangenen Woche mitgeteilt, dass amerikanische Spionagesatelliten Verdächtiges am Reaktorzentrum in Yongbyon entdeckt hätten. Dort seien offenbar gebrauchte Brennstäbe abtransportiert worden, was die Absicht Nordkoreas unterstreiche, Atomwaffen zu bauen, hieß es.
Im Atomkonflikt hat Nordkorea bestritten, Kernwaffen herstellen zu wollen. Gleichzeitig unterstellt es den USA, Angriffspläne gegen das Land zu verfolgen. Die USA betonten dagegen, dass sie auf diplomatischem Weg den Nordkorea-Konflikt beilegen wollen. In der nächsten Woche will die Führung der Internationalen Atomenergie-Organisation (IAEA) in Wien über die Nuklearfrage beraten. Dabei soll auch entschieden werden, ob im Atomstreit der Uno-Sicherheitsrat eingeschaltet werden soll, weil Pjöngjang jede weitere Zusammenarbeit mit der IAEA abgelehnt hat.
SPIEGEL online
der Irak ist also eine derartige Bedrohung, dass man ihn unbedingt angreifen muss, ein solches Nordkorea hingegen lässt sich auf friedlichem Weg besänftigen? Da fragt sich schon, welcher merkwürdigen Logik die US-Regierung folgt, falls deren offizielle Argumentation wirklich die wahre ist haben wir uns im "alten Europa" vermutlich in der Tat bei der Frage nach Bushs Intelligenz getäuscht, denn dann wäre er wohl noch wesentlich dümmer als es scheint. Nur dürfte es halt noch wesentlich schlimmer sein, in dem Sinn, dass das Ganze wohl Kalkül ist: Die Rechnung ist ja relativ simpel, im Irak gibts mit den gemäss Vermutungen wohl zweitgrössten Ölreserven der Welt ordentlich was zu holen, in Nordkrea hingegen nichts, ausser ein halbverhungertes Volk und eine zerstörte Wirtschaft, die es mit Milliardenhilfen aufzubauen gälte, würde man dort einen Regimewechsel erzwingen...
"Die USA sagen, wir sind nach dem Irak als nächste dran." Das behauptet ein führender Vertreter des nordkoreanischen Außenministeriums einer britischen Zeitung zufolge. Sein Fazit: Auch ein Präventivschlag ist möglich. Unterdessen hat Nordkorea seine umstrittene Atomanlage wieder in Betrieb genommen.
Seoul - Ministeriumsvertreter Ri Pyong Gap sagte der Website des "Guardian" zufolge: "Wir haben unsere eigenen Gegenmaßnahmen. Präventivangriffe sind nicht das alleinige Recht der USA." Damit ging Ri deutlich über die bisherige Position des kommunistischen Landes hinaus.
Nordkorea hatte gestern angekündigt, mit stärkeren Maßnahmen zur Selbstverteidigung auf US-Pläne zur Aufstockung seiner Militärpräsenz im Pazifik-Raum zu reagieren.
Der gegenwärtige Streit um das Atomprogramm gehe deutlich über den vor einem Jahrzehnt hinaus, sagte Ri der Zeitung zufolge. "Die derzeitige Lage ist ernster als 1993. Es ist völlig offen." Vor zehn Jahren hatten beide Länder am Rande eines Krieges gestanden, sich dann aber 1994 auf ein Abkommen geeinigt, in dem Nordkorea auf sein Atomprogramm verzichtete. Dieses Abkommen hat Nordkorea nach US-Angaben allerdings gebrochen. Die USA werfen dem Land, das US-Präsident George W. Bush mit dem Irak und Iran zur "Achse des Bösen" zählt, vor, im Rahmen des Atomwaffenprogrammes waffentaugliches Plutonium herzustellen.
Gestern hatte der frühere Uno-Waffeninspektor und heutige Kritiker der US-Politik gegenüber dem Irak, Scott Ritter, davor gewarnt, dass "Nordkorea, wenn es sieht, wie die Vereinigten Staaten Irak völkerrechtswidrig vernichten, sich nicht zurücklehnt und abwartet, dass die Amerikaner kommen". Nordkorea werde einen Präventivschlag gegen US-Truppen und deren Verbündete in Asien führen, prophezeite er: "Sie werden nicht eher zufrieden sein, bevor Tokio auf ein Stück radioaktiven Abfalls reduziert ist."
Auch in der Parteizeitung "Rodong Sinmun" gab es heute neue Drohungen gegen die USA - allerdings nur für den Fall eines Überraschungsangriffs auf den gerade wieder in Betrieb genommenen Atomreaktor Yongbyon. "Wenn die USA einen Überraschungsangriff auf unsere friedlichen Atomanlagen starten, dann wird das einen totalen Krieg auslösen", schrieb die Parteizeitung "Rodong Sinmun" in einem Kommentar. "Es ist dumm von den USA zu denken, dass wir still mit verschränkten Arme dasitzen und warten, bis sie den Befehl für einen vorbeugenden Angriff geben."
Der Neustart diene ausschließlich der Stromerzeugung, sagt das Regime - zumindest "zum jetzigen Zeitpunkt". Die USA haben auf Berichte über das Wiederanfahren der Anlage mit großer Besorgnis reagiert. "Nach ihrem Neustart normalisiert jetzt Nordkorea den Betrieb seiner Atomanlagen zur Stromproduktion", hieß es gestern Abend in einer von der amtlichen nordkoreanischen Nachrichtenagentur KCNA veröffentlichten Erklärung des Außenministeriums in Pjöngjang. Washington nannte dies eine "ernste Entwicklung". Damit würde sich der kommunistische Staat weiter isolieren. US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld verurteilte das Regime in Pjöngjang als "terroristisch".
Südkorea habe bisher keine "bestätigten Informationen", ob die Atomanlagen in Yongbyon tatsächlich bereits wieder in Betrieb genommen worden seien, sagte heute ein Sprecher des Außenministeriums in Seoul zu den Berichten.
Die Regierung in Pjöngjang habe bereits erklärt, dass ihre Nuklearaktivitäten friedlichen Zwecken dienten, hieß es weiter in dem KCNA-Bericht. Der Fünf-Megawatt-Versuchsreaktor in Yongbyon ist jedoch nach Ansicht von südkoreanischen und US-Experten zur Produktion bedeutsamer Strommengen viel zu klein. Der nordkoreanische Reaktortyp kann kernwaffentaugliches Plutonium produzieren.
Eine Sprecherin des US-Außenministeriums rief Pjöngjang dazu auf, die Maßnahme zur Reaktivierung seiner Atomanlagen wieder rückgängig zu machen. Die Welt müsse diesen Schritt als etwas Besorgniserregendes begreifen, sagte Rumsfeld. Das US-Außenministerium hatte bereits in der vergangenen Woche mitgeteilt, dass amerikanische Spionagesatelliten Verdächtiges am Reaktorzentrum in Yongbyon entdeckt hätten. Dort seien offenbar gebrauchte Brennstäbe abtransportiert worden, was die Absicht Nordkoreas unterstreiche, Atomwaffen zu bauen, hieß es.
Im Atomkonflikt hat Nordkorea bestritten, Kernwaffen herstellen zu wollen. Gleichzeitig unterstellt es den USA, Angriffspläne gegen das Land zu verfolgen. Die USA betonten dagegen, dass sie auf diplomatischem Weg den Nordkorea-Konflikt beilegen wollen. In der nächsten Woche will die Führung der Internationalen Atomenergie-Organisation (IAEA) in Wien über die Nuklearfrage beraten. Dabei soll auch entschieden werden, ob im Atomstreit der Uno-Sicherheitsrat eingeschaltet werden soll, weil Pjöngjang jede weitere Zusammenarbeit mit der IAEA abgelehnt hat.
SPIEGEL online
der Irak ist also eine derartige Bedrohung, dass man ihn unbedingt angreifen muss, ein solches Nordkorea hingegen lässt sich auf friedlichem Weg besänftigen? Da fragt sich schon, welcher merkwürdigen Logik die US-Regierung folgt, falls deren offizielle Argumentation wirklich die wahre ist haben wir uns im "alten Europa" vermutlich in der Tat bei der Frage nach Bushs Intelligenz getäuscht, denn dann wäre er wohl noch wesentlich dümmer als es scheint. Nur dürfte es halt noch wesentlich schlimmer sein, in dem Sinn, dass das Ganze wohl Kalkül ist: Die Rechnung ist ja relativ simpel, im Irak gibts mit den gemäss Vermutungen wohl zweitgrössten Ölreserven der Welt ordentlich was zu holen, in Nordkrea hingegen nichts, ausser ein halbverhungertes Volk und eine zerstörte Wirtschaft, die es mit Milliardenhilfen aufzubauen gälte, würde man dort einen Regimewechsel erzwingen...