einsame wölfin
Träumerin in den Zeiten
Sodelle ich hab meine Schreibkrise endlich überwunden.
Diese KG ist nicht besonders lang und auch nicht wirklich ein besonders gelungenes Werk von mir, aber es ist hoffentlich ein Anfang für eine kreative Phase, die in den letzten ausblieb.
Vielleicht gefällt diese KG ja dem einen oder anderem, wie immer freue ich mich über Feed-back!
Mehr als Worte
Es war wie jeden Abend und doch war es anders…
Juliettes Blick wanderte über die vielen Menschen, die sich bei der Bar eingefunden hatten und im Takt der Musik klatschten. Auf dem Spielplatz vor ihr tobten Kinder ausgelassen miteinander und die Eltern saßen auf den Bänken neben dran und lauschten ebenfalls der Musik. Sie selbst hatte es sich auf der etwa Schulterhohen Mauer bequem gemacht, ihre Füße wippten im Takt und abwesend spielten ihre Finger mit den langen aschblonden Haaren. Selten hatte sie einen Tag so intensiv erlebt, wie den heutigen. Alles hatte sie in sich aufgesogen, das Meer mit den riesigen Felsen, die wie warnende Wächter über den Abgründen thronten, das kleine Städtchen das sie besucht hatte und wo sie ein frisches Baguette verdrückt hatte, ihren kleinen Stellplatz mit dem Einmannzelt und das Abend essen provisorisch auf einem Campingkocher gekocht. Jede Sekunde hatte sie sich in ihren Kopf einbrennen wollen, es waren diese Erinnerungen, die sie mitnehmen wollte, auf einen Weg, dessen Ende sie selbst nicht wusste.
Und jetzt… saß sie wieder auf dieser Mauer, wie jeden Abend und wie jeden Abend hielt sie unauffällig Ausschau. Sie suchte, durchkämmte die Menge mit ihren Blicken und fand doch nicht das, was sie vermisste.
Ein enttäuschter Seufzer entrang sich ihrer Kehle und traurig lehnte sie sich gegen das Campingplatzschild, das hinter ihr an der Mauer befestigt war. Ihr Blick verfing sich in den unzähligen Sternen, die über ihr am Himmel leuchteten. Zu Hause sah man nie so viele Sterne, nie war der Himmel so klar und die Luft so frisch.
In der Bretagne meinte Juliette seit langer Zeit, wieder atmen zu können.
Zu spät…
Vielleicht hätte sie früher hier her kommen, früher zu dem kleinen Gedenkstein an der Straße pilgern sollen. Seit dem Tag an dem ihr Bruder verunglückt war, hatte ihr Leben jeglichen Sinn verloren. Er war doch das einzige gewesen, was sie gehabt hatte…
Ohne Jakob war jeder Tag dunkel und wertlos und zog sich ins unendliche dahin…
Sie ertrug es nicht länger…
Blumen hatte sie gepflückt und sie an den Straßenrand gebettet. Geweint hatte sie nicht…
Vielleicht besaß sie ja keine Tränen mehr…
Die Band stimmte eines dieser Urlaubslieder an, die sie vom Hören er natürlich kannte und die fast sofort das Bild von Sonne, Meer und Strand in ihrem Kopf entstehen ließ, aber wie dieses Machtwerk eines Komponisten hieß, wusste sie nicht.
In ihr Blickfeld trat auf einmal ein junger Mann mit wirren schwarzen Haaren und Juliette hielt angespannt die Luft an.
Da war er endlich…
Für einen winzigen Bruchteil einer Sekunde kreuzten sich ihre Blicke und wie immer war sie fasziniert von dem sanft schimmernden Schokobraun, dass sie zu verschlingen drohte.
Eine Woche schon spielten sie dieses Spiel. Sie sahen sich jeden Abend, beobachteten den Anderen und dennoch hatte es bisher keiner von ihnen gewagt, den Anderen anzusprechen. Kleine verrückte Welt in der sie lebte. Aber für solche Sachen hatte sie im Moment einfach keinen Kopf…
Und dennoch… übte er eine nicht zu verachtende Faszination auf sie aus. Er hatte in dieser Woche etwas geschafft, was schon lange niemand fertig gebracht hatte.
Vergessen
Er hatte sie vergessen lassen… und wenn auch nur für eine kurze Zeit, so war sie ihm doch unglaublich dankbar dafür…
Die Band stimmte „Let it be“ von den Beatles an und instinktiv schlossen sich Juliettes Augen und sie gab sich der Melodie, der stummen Traurigkeit hin.
Kein Wort hatte sie mit ihm gewechselt, nur immer wieder Blicke… und diese Blicke waren so viel mehr wert gewesen, als irgendeine plumpe Anmache. Auch wenn es ihr manchmal unangenehm war, von ihm so beobachtet zu werden, so kribbelte es doch in ihrem Bauch und die Spannung in der Luft vertrieb ein weiteres Mal den dunklen Schatten, der ihr folgte.
Erschrocken sah sie auf, als sie neben sich, das Rascheln von Kleidung hörte.
Braun
Braun waren seine Augen und so unglaublich schön, so wunderbar zärtlich.
Konnte es so was überhaupt geben?
Juliette lächelte etwas unsicher in seine Richtung. Es war das erste Mal, dass sie nebeneinander saßen, aber er hielt eine gewisse Distanz ein, bedrängte sie nicht mit seiner Anwesenheit sondern füllte lediglich etwas mehr die Löcher in ihrer Seele.
Kleine verrückte Welt…
Er lächelte zurück, strich sich mit einer beringten Hand einige der pechschwarzen Strähnen hinter sein Ohr und wandte sich wieder der Musik zu.
Wie konnte sich ein Herzschlag derartig verdoppeln? Oder eher verdreifachen?
Juliette fühlte diese unkontrollierbare Unsicherheit in sich aufwallen und dennoch war da plötzlich eine Person, die ihr wortlos Anteilnahme gezeigt hatte und sich ihr anbot. Wieso nicht einmal einen kleinen Schritt wagen?
Der heutige Tag war schließlich etwas Besonderes…
Sie tat es einfach, bettete ihren Kopf behutsam auf seine Schulter und schloss die Augen. Kurz versteifte er sich, dann spürte sie eine große Hand, die ihr hauchzart über die Wange strich und sich dann wieder zurückzog.
Wofür brauchte man Worte? Wofür Sprache?
So lange hatte sie sich nach einer starken Schulter gesehnt, so lange schon war sie alleine in dieser Welt und ertrank Tag für Tag aufs Neue. Ohne Jakob war jeglicher Sinn verloren gegangen und sie hatte keine Kraft mehr ihn zu suchen…
Aber dieser Abend… an diesen Abend würde sie sich erinnern… diesen Abend würde sie mitnehmen und hüten wie einen Schatz.
Ihr Schatz…
Es war Wehmut, die in ihr aufstieg, als sie daran dachte, was heute noch geschehen würde, aber sie hatte lange genug gelitten, war lange genug eine Last für andere gewesen, es war der richtige Zeitpunkt…
Es war richtig.
Bewusst sog sie die Wärme auf, die ihr der junge Mann so unverhohlen anbot und für einige Minuten schien der Schmerz in ihrer Brust nicht mehr so grausam zu sein, wie die Monate davor. Es fiel ihr schwer, den Kopf zu heben, den ersten Schritt zu tun. Er hatte beschützend einen Arm um ihre Taille gelegt und stützte sie.
Und doch…
wurde es Zeit…
Nur ungern löste sie sich aus der wunderbaren Wärme, in die er sie gebettet hatte und ein letztes Mal suchte sie bewusst seinen Blick. Ihre Unterlippe zittere sachte und auf einmal war ihr kalt…
Angst?
Dabei hatte sie es in ihren Träumen schon so oft getan…
Fast schon unbewusst streichelte sie über seine Wange, entdeckte die kleinen Sommersprossen und verweilte auf weichen Lippen.
„Bye.“
Sie lächelte traurig, zog sich von ihm zurück und ließ sich dann von der Mauer gleiten. Mit aller Willenskraft widerstand sie dem Drang sich zu ihm umzudrehen…
Ihr Weg lag klar vor ihr…
Hinunter zum Meer, zu den riesigen Felsen, die verschlungene Fabeltiere darstellten und dann…
Nur ein Sprung…
Es war besser so…
Hinter sich hörte sie plötzlich Schritte.
Eile
Sie ahnte es bereits, als sie sich umdrehte und im dämmrigen Licht einer der Campingplatzlaternen den schwarzen Haarschopf erkannte. Was sollte das?
Verzweifelt sah sie ihn an, versuchte diesem Blick zu entsagen, sich umzudrehen und zu gehen…
Er schüttelte nur stumm den Kopf, streckte ihr mit einem sanften Lächeln die Hand entgegen. Überließ es ihr…
wartete…
Ende
lg wölfin
Diese KG ist nicht besonders lang und auch nicht wirklich ein besonders gelungenes Werk von mir, aber es ist hoffentlich ein Anfang für eine kreative Phase, die in den letzten ausblieb.
Vielleicht gefällt diese KG ja dem einen oder anderem, wie immer freue ich mich über Feed-back!
Mehr als Worte
Es war wie jeden Abend und doch war es anders…
Juliettes Blick wanderte über die vielen Menschen, die sich bei der Bar eingefunden hatten und im Takt der Musik klatschten. Auf dem Spielplatz vor ihr tobten Kinder ausgelassen miteinander und die Eltern saßen auf den Bänken neben dran und lauschten ebenfalls der Musik. Sie selbst hatte es sich auf der etwa Schulterhohen Mauer bequem gemacht, ihre Füße wippten im Takt und abwesend spielten ihre Finger mit den langen aschblonden Haaren. Selten hatte sie einen Tag so intensiv erlebt, wie den heutigen. Alles hatte sie in sich aufgesogen, das Meer mit den riesigen Felsen, die wie warnende Wächter über den Abgründen thronten, das kleine Städtchen das sie besucht hatte und wo sie ein frisches Baguette verdrückt hatte, ihren kleinen Stellplatz mit dem Einmannzelt und das Abend essen provisorisch auf einem Campingkocher gekocht. Jede Sekunde hatte sie sich in ihren Kopf einbrennen wollen, es waren diese Erinnerungen, die sie mitnehmen wollte, auf einen Weg, dessen Ende sie selbst nicht wusste.
Und jetzt… saß sie wieder auf dieser Mauer, wie jeden Abend und wie jeden Abend hielt sie unauffällig Ausschau. Sie suchte, durchkämmte die Menge mit ihren Blicken und fand doch nicht das, was sie vermisste.
Ein enttäuschter Seufzer entrang sich ihrer Kehle und traurig lehnte sie sich gegen das Campingplatzschild, das hinter ihr an der Mauer befestigt war. Ihr Blick verfing sich in den unzähligen Sternen, die über ihr am Himmel leuchteten. Zu Hause sah man nie so viele Sterne, nie war der Himmel so klar und die Luft so frisch.
In der Bretagne meinte Juliette seit langer Zeit, wieder atmen zu können.
Zu spät…
Vielleicht hätte sie früher hier her kommen, früher zu dem kleinen Gedenkstein an der Straße pilgern sollen. Seit dem Tag an dem ihr Bruder verunglückt war, hatte ihr Leben jeglichen Sinn verloren. Er war doch das einzige gewesen, was sie gehabt hatte…
Ohne Jakob war jeder Tag dunkel und wertlos und zog sich ins unendliche dahin…
Sie ertrug es nicht länger…
Blumen hatte sie gepflückt und sie an den Straßenrand gebettet. Geweint hatte sie nicht…
Vielleicht besaß sie ja keine Tränen mehr…
Die Band stimmte eines dieser Urlaubslieder an, die sie vom Hören er natürlich kannte und die fast sofort das Bild von Sonne, Meer und Strand in ihrem Kopf entstehen ließ, aber wie dieses Machtwerk eines Komponisten hieß, wusste sie nicht.
In ihr Blickfeld trat auf einmal ein junger Mann mit wirren schwarzen Haaren und Juliette hielt angespannt die Luft an.
Da war er endlich…
Für einen winzigen Bruchteil einer Sekunde kreuzten sich ihre Blicke und wie immer war sie fasziniert von dem sanft schimmernden Schokobraun, dass sie zu verschlingen drohte.
Eine Woche schon spielten sie dieses Spiel. Sie sahen sich jeden Abend, beobachteten den Anderen und dennoch hatte es bisher keiner von ihnen gewagt, den Anderen anzusprechen. Kleine verrückte Welt in der sie lebte. Aber für solche Sachen hatte sie im Moment einfach keinen Kopf…
Und dennoch… übte er eine nicht zu verachtende Faszination auf sie aus. Er hatte in dieser Woche etwas geschafft, was schon lange niemand fertig gebracht hatte.
Vergessen
Er hatte sie vergessen lassen… und wenn auch nur für eine kurze Zeit, so war sie ihm doch unglaublich dankbar dafür…
Die Band stimmte „Let it be“ von den Beatles an und instinktiv schlossen sich Juliettes Augen und sie gab sich der Melodie, der stummen Traurigkeit hin.
Kein Wort hatte sie mit ihm gewechselt, nur immer wieder Blicke… und diese Blicke waren so viel mehr wert gewesen, als irgendeine plumpe Anmache. Auch wenn es ihr manchmal unangenehm war, von ihm so beobachtet zu werden, so kribbelte es doch in ihrem Bauch und die Spannung in der Luft vertrieb ein weiteres Mal den dunklen Schatten, der ihr folgte.
Erschrocken sah sie auf, als sie neben sich, das Rascheln von Kleidung hörte.
Braun
Braun waren seine Augen und so unglaublich schön, so wunderbar zärtlich.
Konnte es so was überhaupt geben?
Juliette lächelte etwas unsicher in seine Richtung. Es war das erste Mal, dass sie nebeneinander saßen, aber er hielt eine gewisse Distanz ein, bedrängte sie nicht mit seiner Anwesenheit sondern füllte lediglich etwas mehr die Löcher in ihrer Seele.
Kleine verrückte Welt…
Er lächelte zurück, strich sich mit einer beringten Hand einige der pechschwarzen Strähnen hinter sein Ohr und wandte sich wieder der Musik zu.
Wie konnte sich ein Herzschlag derartig verdoppeln? Oder eher verdreifachen?
Juliette fühlte diese unkontrollierbare Unsicherheit in sich aufwallen und dennoch war da plötzlich eine Person, die ihr wortlos Anteilnahme gezeigt hatte und sich ihr anbot. Wieso nicht einmal einen kleinen Schritt wagen?
Der heutige Tag war schließlich etwas Besonderes…
Sie tat es einfach, bettete ihren Kopf behutsam auf seine Schulter und schloss die Augen. Kurz versteifte er sich, dann spürte sie eine große Hand, die ihr hauchzart über die Wange strich und sich dann wieder zurückzog.
Wofür brauchte man Worte? Wofür Sprache?
So lange hatte sie sich nach einer starken Schulter gesehnt, so lange schon war sie alleine in dieser Welt und ertrank Tag für Tag aufs Neue. Ohne Jakob war jeglicher Sinn verloren gegangen und sie hatte keine Kraft mehr ihn zu suchen…
Aber dieser Abend… an diesen Abend würde sie sich erinnern… diesen Abend würde sie mitnehmen und hüten wie einen Schatz.
Ihr Schatz…
Es war Wehmut, die in ihr aufstieg, als sie daran dachte, was heute noch geschehen würde, aber sie hatte lange genug gelitten, war lange genug eine Last für andere gewesen, es war der richtige Zeitpunkt…
Es war richtig.
Bewusst sog sie die Wärme auf, die ihr der junge Mann so unverhohlen anbot und für einige Minuten schien der Schmerz in ihrer Brust nicht mehr so grausam zu sein, wie die Monate davor. Es fiel ihr schwer, den Kopf zu heben, den ersten Schritt zu tun. Er hatte beschützend einen Arm um ihre Taille gelegt und stützte sie.
Und doch…
wurde es Zeit…
Nur ungern löste sie sich aus der wunderbaren Wärme, in die er sie gebettet hatte und ein letztes Mal suchte sie bewusst seinen Blick. Ihre Unterlippe zittere sachte und auf einmal war ihr kalt…
Angst?
Dabei hatte sie es in ihren Träumen schon so oft getan…
Fast schon unbewusst streichelte sie über seine Wange, entdeckte die kleinen Sommersprossen und verweilte auf weichen Lippen.
„Bye.“
Sie lächelte traurig, zog sich von ihm zurück und ließ sich dann von der Mauer gleiten. Mit aller Willenskraft widerstand sie dem Drang sich zu ihm umzudrehen…
Ihr Weg lag klar vor ihr…
Hinunter zum Meer, zu den riesigen Felsen, die verschlungene Fabeltiere darstellten und dann…
Nur ein Sprung…
Es war besser so…
Hinter sich hörte sie plötzlich Schritte.
Eile
Sie ahnte es bereits, als sie sich umdrehte und im dämmrigen Licht einer der Campingplatzlaternen den schwarzen Haarschopf erkannte. Was sollte das?
Verzweifelt sah sie ihn an, versuchte diesem Blick zu entsagen, sich umzudrehen und zu gehen…
Er schüttelte nur stumm den Kopf, streckte ihr mit einem sanften Lächeln die Hand entgegen. Überließ es ihr…
wartete…
Ende
lg wölfin
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