Kurzgeschichten

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A.T.Winkler

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Hallo, ich hätte da ein Anliegen.
Nämlich würde ich gern die Meinung von möglichst vielen Leuten einholen, wie sie die Qualität meiner Kurzgeschichten finden....
Bitte um Stellungnahmen mit Argumentation, wenn möglich....
Danke....

A.T. : Rascals Rache

Rascal stand schweigsam beobachtend auf der nebelumschlossenen Brüstung einer schmalen Brücke unweit der Gießerei, in der er arbeitete. In das schwarze Nichts der rastenden Rhone starrend, fasste er seinen wohl schwersten Entschluss. Zielsichere Schritte brachten ihn eilends seiner schäbigen Wohnung näher, welche in einem wenig angesehenen Magrebain Vorort von Lyon lag. Schleppend stieg er einige, unter seinem Gewicht knarzende Stufen empor in den ersten Stock. Vor einer der maroden Türen, deren brauner Lack allmählich blätterte, stoppte er nachdenklich, wie er es für gewöhnlich jeden Abend tat, wenn er heimkehrte. Seine dreckigen, faltigen Hände gruben in seinen Taschen nach einem schweren Schlüsselbund, strichen dann kurz durch sein meliertes Haar. Rascal atmete schwer auf, sammelte sich, stieß den Schlüssel gewaltsam in das rostige Schloss und während die Türe aufschwang, meldete er sich mit einem rauen „Suis retourner“ zurück.
Wie üblich erhielt er keine Antwort und auch kein Essensduft empfing ihn, aber auch das war er gewöhnt. Seit Jahren empfing ihn diese schmerzende, quälende Stille.
Er war es unendlich leid, die abweisende, abstoßende Routine nach jedem schweren Tag in der Gießerei mitzuerleben, welche ihm seine Frau entgegnete.
Lange schon hatte er darüber nachgesonnen, wie er es ihr heimzahlen könne. Ihre schiere Gegenwart sorgte für eine unüberwindbare, köchelnde Agonie. Er wirkt sehr alt mit seinen 40 Jahren. Tiefe Furchen durchbrachen sein markantes, jugendliches Gesicht und auch die Anzeichen des jahrelangen Alkoholmissbrauchs traten durch unzählige aufgedunsene Poren seines geröteten Gesichts.
Er trug noch immer seine schwere rußige Jacke und beide knochigen Hände verbargen sich in seinen Taschen. Mit der Rechten umfasste er eine scharfe Schneide, welche er einmal bewusst in seiner Arbeit eingesteckt hatte und welche er seither mit sich herumtrug. Sie durchdrang seine Haut und er spürte eine tiefe Genugtuung, als sich die Tasche seines Mantels außen rot färbte.
Schleichend durchschritt er die Wohnung, er folgte dem seichten Plätschern, das durch die
geschlossene Badezimmertüre drang. Schweigend trat er ein und zog die alte rostige Klinge aus seiner Tasche. Er sprach sie an, erhielt keine Antwort und trat näher an sie heran. Er mustere die Frau, die er einst geliebt hatte. Sie war noch immer schön, wennschon ihr dunkles Haar ausgedünnt war, und ihre einstmals samtene Haut erste Zeichen des Alters verrieten. Im dämmernden Licht konnte er ihr weiches Profil erkennen, auch die schwarzen, müden Augen, welche sie jetzt allerdings geschlossen hatte. Er trat noch näher an sie heran, umklammerte verkrampft die Schneide des abgebrochenen, alten Messers, so dass sie wieder tief durch seine Haut in sein Fleisch drang.
Wiederrum schloss er seine Augen und strich mit der blutigen Hand durch sein festes, verkrustetes Haar. Nun würde sie für die Pein, welche sie ihm angetan hatte endgültig bezahlen. Nie wieder würde sie ihn wegen seiner Behinderung verspotten können. Seit drei Jahren, seitdem er rücklings von der hohen Leiter gestürzt war, rettete er sich mit billigstem Cidre vor ihren Sticheleien. Er war seither langsam, behäbig und träge geworden, die Spuren seines Unfalls konnte er nicht einmal vor Fremden verbergen.
Er spürte tiefe Wut in sich, kalter Schweiß rann ihm von der Stirn in sein Gesicht, angespannt verkrampft stand er im Raum, um eine weitere Gemeinheit von ihr zu empfangen.
Nach einiger Zeit öffnete er die Augen. Flüsternd sagte er ihren Namen, mustere sie aufmerksam und entdeckte erst jetzt das rotgefärbte Wasser in welchem sie lag. Tiefe Wunden zeichneten ihre Arminnenseiten. Sie war bleich, leblos, vollkommen entspannt.
Rascals Mundwinkel hoben sich und er brach in ein zufriedenes neurotisches Gelächter aus. Krampfhaft klang es und angsteinflößende Grimmassen gruben sich tief in sein gegerbtes Gesicht. Er umfasste die Klinge auch mit seiner zweiten Hand und während er schallend lachte, holte er aus und stieß die Klinge in seinen Bauch und das warme Blut sehend, brach er bewusstlos zusammen.
 
Echt ist das Ende so vorhersehbar???
magrebain sind die Bewohner Frankreichs afrikanischer Abstammung, so zB Marrokkaner, Lybier und Tunesier, etc...
Rhone ist einfach ein (zudem sehr großer) Fluss in Frankreich.

Danke, hättest evtl noch Lust mehr Geschichen von mir zu lesen?
Wenn ja Mail an A.T.Winkler@gmx.net
Hatte nicht gewusst dass es ein Unterforum Selbstgemachtes gibt, sorry ;)
 
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