
Haggismchaggis
Moderator.
Original geschrieben von Mephistopheles
natürlich, das christentum hat sich stark verändert und v.a. pluralisiert. nur: der grundstein bildet nach wie vor und trotz dessen reformierung durch das neue testament das alte testament und viele fundamentalistische christen beziehen sich oftmals noch auf dieses. und dieses ist ja in der tat etwas widersprüchlich, wenn in den zehn geboten das töten eines menschen ausdrücklich verboten wird, gleichzeitig aber etwa dem pharao angedroht wird, das sein land bis hin zu den bergen mit der flut seines blutes getränkt werden wird.
das konzept der nächstenliebe und des humanismus, was ja auf jesus zurück geht, hat logischerweise dem eigentlichen christentum bzw. zumindest den hauptrichtungen eine neue denkweise verliehen, die gerade durch die reformation und die dadurch entstandene protestantische kirche noch verstärkt wurde, von da her war meine wortwahl "christ" schon etwas widersprüchlich.
allerdings, um trotzdem kurz auf dein beispiel einzugehen, hat auch die nächstenliebe eine kehrseite der medaille bzw. es fragt sich, inwieweit gerade die haltung der katholischen kirche bei der verhütungsfrage überhaupt noch als nächstenliebe ausgelegt werden kann. ist es nicht eher das gegenteil? schliesslich kann man sich fragen, ob gerade jesus die probleme der heutigen wirklichkeit inkl. überbevölkerung (und dadurch bedingte probleme wie hunger, verarmung, konflikte, usw.), krankheiten wie aids, etc. derart starr an einer doktrin festhalten und die augen vor dem dadurch bewirkten elend verschliessen würde. das ist ja vergleichbar wie bei den ärzten, deren oberster grundsatz ja schon seit ewigkeiten das retten von leben aus gründen der menschlichkeit ist, was heute aber differentierter betrachtet werden muss, weil es in vielen fällen gerade "dank" den errungenschaften der modernen medizin im prinzip unmenschlich ist, ein leben weiter zu erhalten..
Bitte nicht "das Christentum"!

Völlig richtig, die Medaille hat eine Kehrseite. Überbevölkerung lässt sich zwar auch anders eindämmen(soziale Hintergründe sind meistens wichtiger), aber dass die symptothermale Verhütungsmethode päpstlich gebilligt wird, sollte hier erwähnt werden. Außerdem kann man ja auch Keuschheitspredigten lauschen. Das ist zwar aufwändig, aber wer hat behauptet, dass (römisch katholischer) Christ zu sein, oder eher: dem Ideal eines solchen näherzustreben, leicht ist?
Was die Krankheiten angeht, hat die römisch-katholische Kirche übrigens eine pragmatische Lösung gefunden: 2000 oder 2001, ich weiß es nicht genau, veröffentlichte der Vatikan eine Art "Kamasutra für Katholiken". Genau, das ist auf das Miteinanderschlafen ohne Verhütungsmittel konzipiert, wobei jedoch Befruchtung und Krankheitsübertragung vermieden werden sollen. Das bringt zwar jeden Durchschnittsmenschen zum Lachen, ist aber in diesem Zusammenhang endlich mal zu würdigen.
Im neuen Testament gibt es übrigens einige Beispiele für den Pragmatismus Jesu, dessen Leitsatz kurzgefasst "die Gebote sind für das Zusammenleben der Menschen gedacht und nur eine Präzisierung der Forderung nach Nächstenliebe, deshalb sind sie nicht eisern zu befolgen" lauten könnte.
So, nun will ich aber nicht weiter vom Thema abschweifen. Ich glaube ohnehin, dass hier nicht viel zu diskutieren ist, weil mein Beitrag auf Meinungen weitestgehend verzichtet.