[Gesetz der Straße]Hauptthread

Augenblicklich zog sie ihre Augenbraue nach oben. Mit einem leichten Seufzen erhob sie sich und ging an ihren Küchenschrank. Mit geschickten Fingern fischte sie eine weitere Tasse heraus und einen Aschenbecher. Die Saeco blubbert zufrieden vor sich hin, während sie sich eine seiner Zigaretten schnappte, ohne zu fragen und anzündete. "Du erwartest also von mir das ich ohne zu Fragen, deinen Ratschlag befolge" Sie legte den Glimmstengel neben seine und holte ihm die Kaffeetasee um sie mit Milch und Zucker vor seiner Nase zu drappieren. Für sie war es das normalste der Welt das jeder Mensch Kaffetrinken musste, ohne würde sie nicht überleben. "Wie lange kennen wir uns nun schon" sagte sie beiläufig während sie sich wieder auf ihren Stuhl setzte. Er legte den Kopf leicht schräg, sie kannten sich schon lang genug als das er genau wusste, dass sie mit ihrer Frage auf einen bestimmten Zweck hinaus wollte. "Versteh mich nicht falsch Lyod. Du bist ein guter Freund und ich willige gern auf deine Bitte ein." Sie drehte nun ihren Becher der mehr Milch als Kaffee zu beeinhalten schien in den Händen. "Aber?" es war nicht ihre Art so lange etwas heraus zu zögern. "Ich will wissen warum. Ich weiß das du mir gegenüber immer ehrlich und fair warst. Zudem warst du einer meiner ersten Freunde hier. Also raus damit, weshalb machst du dir Sorgen?" Sie hatte die Tasse mit dem bräunlichen Gebräu wieder vor sich abgestellt und blickte ihn direkt an.
 
Lower Westside

Loyd ignorierte den Zucker und die Milch und nahm einen Schluck von dem Kaffee vor seiner Nase. Langsam setzte er die Tasse ab und seufzte.
"Also, da ich weiß, dass du eh nicht aufgegeben wirst, bevor ich es dir erzähle, rücke ich mit allem raus." Er nahm noch einen weiteren Schluck, dann setzte er seine Erklärung fort.
"Es gibt einige Anzeichen...naja eigentlich sogar mehr als Anzeichen. Die Times liegt in einem Gebiet, dass von mehreren Gangs besucht wird. Eigentlich haben sie einen Pakt untereinander geschlossen, an den sich alle halten. Dieser Pakt wurde geschlossen, um ernsthafte Konflikte zwischen den Gangs zu vermeiden. Reibereien ok, man kann sich nicht leiden, klar, mal eine Schlägerei, auch im Rahmen, aber keine ernsthaften Angriffe. Nunja, gestern nacht wurde dieser Pakt gebrochen und bald wird es rund gehen auf den Straßen, auch rund um die Times. Das ist der Grund, warum ich möchte, dass du da nicht mehr Zeit verbringst, als du musst und vor allem nicht alleine, ok?"
 
[Wohnung Shine]

Sie ließ die Worte auf sich wirken, während sie einen weiteren großenb Schluck ihres Kaffee nahm. "Das heißt defacto also das der Krieg auf den Straßen wieder beginnt." Er nickte und zog lässig an seiner Zigarette. So richtig aus der Fassung schien ihn nichts zu bringen. Wenn man bedachte was für eine Vergangenheit er hatte, war das auch nicht wunderlich. Es waren nicht nur die kurzen Anekdoten die er ab und zu verlauten ließ. Sie hatte viele Gäste und als Bardame fungiert man nebenbei auch als Seelenklempner der Straße mit dem Unterschied das man für die Stunde nicht 150 Dollar verlangte. "Soll einer mal aus dir schlau werden." Grinste sie ihn an. Sie überließ es seiner Fantasie was er daraus schließen wollte, Frau braucht schließlich immer ein Mysterium um sich. Sie erhob sich um sich eine weitere Tasse Kaffe zu Gemüte zu führen. Ihr Kopf arbeitet auf Hochtouren, das Times hatte sich den Rang eines Neutralen Ortes erarbeitet. Es hatte lange gedauert aber inzwischen wussten alle, dass es in dieser Bar gewisse Regeln gab. Bisher hatte sich auch keiner getraut diese Regeln zu Brechen. Der Grund dafür war der mysteriöse Besitzer. Keiner der Angestellten kannte ihn direkt, nicht mal die Älteren. Es gab Gerüchte um ihn und er war Bekannt unter dem Spitznamen "Futur", eins war klar er hatte sich unter den Gangs einen Namen gemacht. Zwar gab es auch im Times Rangelein, die aber immer schnell auseinander gingen und wenn nicht dann gab es immer noch die Türsteher und das restliche Personal hatten alle auch ihre Erfahrungen. Ein Punkt der ihr heute zum ersten Mal richtig ins Auge stach. Sie gab Lyod recht, alleine würde sie die nächsten Zeiten nicht so schnell auf die Straße gehen. Was Futur anging, nun sie hatte ihn einmal kurz gesehen als er sich mit ihrem Geschäftsführer Jason unterhielt. Sie kam früher als Gedacht und verzog sich auch so schnell es ging in die Umkleide. Warum war ihr selber nicht klar. Nur eins war sicher das diese Mann eine machtvolle Aura hatte. Zudem schien er sehr gut Gekleidet, Shine kannte diese Sorte Anzüge. Es waren solche mit denen sich auch immer die mächtigsten der Kollegen ihres Vaters und ihr Vater selbst hervorgetan hatte. Dazu dezente Manschettenknöpfe, die aber bei jemanden der sich mit diesen Dingen auskannte hervorstachen. Ihr Vater hatte sie gelehrt immer auf Details zu achten und an diesem Mann schien alles geradezu nach Reichtum, Macht und Stil zu schreien. Also ein Mann der so überhaupt nicht den Umgang mit Straßengangs hatte. Jason hatte sie danach zur Seite gezogen und ihr gesagt das es wirklich Futur war und sie keine weiteren Fragen stellen sollte. Mit einem Zwinker hatte er sie darauf hingewiesen, das ihr eh bald eine Beförderung ins Haus stehen würde.

Den Gedanken über Futur und Jason beiseite schiebend wandte sie sich wieder ihrem Gegenüber zu. "Sag mal Lyod, kann ich dich als mein persönlicher Beschützer sehen oder warnst du alle aus dem Times?" Er stellte die Tasse ab und legte den Kopf leicht schräg. "Du kannst Fragen stellen, als meine persönlich Lieblingsbardame ist es klar das ich dich zuerst warne. Was du mit der Information machst ist dein Ding" Sie warf ihr Haare dramtisch zurück und grinste ihn an. "Gut zu wissen das ich dein Liebling bin. Wieviel hast du den noch?" Sie mussten beide Lachen. "Im Ernst Lyod, ich krieg im Times mehr mit als so manch einer Denken würde, bei dir weiß ich aber das du immer gern informiert bist. Also geh ich recht in der Annahme ich soll meine Ohren mal weiter Aufmachen?"
 
[Central Park - Godot + Kids]

"Onkel Godot, warum müssen die bösen Menschen wieder soviel Krach machen?"fragte ein Junge, den Anwalt, während Jake verwundert den Kleinen ansah. "Welche böse Menschen?" - "Mein Papa hat gesagt, dass die bösen Menschen mit Piratenmotiven auf der Haut wieder Rantar (der kleine Junge kennt das Wort Randale nur vom hören, deswegen hat er ein einfacheres Wort gesucht) ... viel Lärm nachts machen werden. Die Polizei wird dann wieder viel laufen müssen." Jake wurde hellhörig, der Junge sprach über einer der "unzähligen" Gangs und Rowdies die in New York ihr Reviert pflegten. "Tatsächlich ... Dann bleibt aber auch brav zu Hause abends. Selbst wir Erwachsene tun das. Schließlich ist eine volle Tasse Kaffee besser als eine umgekippte Tasse." - "Aber was ist, wenn die bösen Menschen unseren Spielplatz kaputt machen, wir haben ihnen doch gar nichts getan. Und trotzdem sind sie gemein."warf ein Mädchen traurig ein. Die Mimik des Anwalts wurde ernster. "Das ganze ist komplizierter, leider. Streiten zwei oder mehr Personen sich über etwas, was beide mögen, vergessen sie vor Aufregung die Sachen derjenigen die nichts damit zu haben. Aber vielleicht wirds ja nur halb so schlimm."antwortete Jake mit einem schon fast sanften Tonfall. Die Kinder verabschiedeten sich schließlich, während Jake nachdenklich einen weiteren Zug aus seiner Kaffeetassen nahm. "Dann scheinen die Gerüchte gestimmt zu haben. Falls es wieder Mord und Totschlag gibt, krieg ich wenigstens genug Honorar vom Täter BWAHAHAHA"ein weiteres Godot'sches Lachen, während der Anwalt kurz über seine Augenklappe strich. "Sind sie einmal nicht direkt betroffen, müssen sie gleich die Katze ausm Sack lassen. Sollte vielleicht doch mal wieder zur üblichen Zeit vorbeischauen ..."
 
Shines Wohnung

"Kannst du gerne tun, solange du dich nicht in zu große Gefahr begibst, passt die Sache für mich", erwiderte Loyd und trank den letzten Schluck seines Kaffees.
Der ganze Auftritt war typisch für ihn gewesen. Er ließ jeden machen, was er wollte, machte niemand Vorschriften, wie er sein Leben zu leben habe, hauptsache es gefällt den Leuten selbst. Und dann war er doch stets um seine Freunde besorgt und versuchte sie aus allem Ärger rauszuhalten.
Loyd stand auf und schob den Tisch an den Stuhl.
"Ich packs dann, muss noch jemand anders besuchen. Das T-Shirt kriegst du irgendwann zurück", sagte er und gemeinsam gingen sie zur Wohnungstür.
Shine öffnete für ihn die Tür und Loyd schritt hinaus. Mit dem Rücken zu ihr gewandt sprach er noch im Gehen:
"Wir sehen uns heute abend, bis dann!"


Marco, Owlson

Mit Schwung schlug Marco die Haustür ins Schloss und pfefferte seinen Ranzen neben die Treppe, gefolgt von seinen Schuhen.
"Hey Onkel! Bin wieder da!"
In der Tür zur Küche erschien sein Onkel Samuel und hob grinsend die Hand zur Begrüßung.
"Hey, wie war der erste Tag? Ich hoffe, du hast heute mittag noch nichts vor, ich will dir ein paar Leute vorstellen."
 
Am selben Tag abends

Sichtlich genervt schlug Marco seine Zimmertür hinter sich zu und ließ sich der Länge nach auf sein Bett fallen, die Hände hinter dem Kopf verschränkt.
Was für ein Mittag. Nicht, dass es nicht lebensnotwendig für ihn wäre, exakt Bescheid zu wissen, wer in der Gegend den besten Gulascheintopf mache oder wo er auch nachts um vier noch Toilettenreiniger bekommen könnte. Alles also entscheidende Fakten, die seinem Leben eine völlig neue Richtung gegeben hatten.
Er war seinem Onkel ja wirklich dankbar für dessen Unterstützung, aber nach diesen Stunden zweifelte er ernsthaft an der geistigen Gesundheit seines Verwandten. Nicht einer der Menschen, die sie getroffen hatten und deren Hände er geschüttelt hatte, schien interessant genug zu sein, als dass es sich lohnen würde ihn oder sie näher kennen zu lernen.
Und dafür hatte er wertvolle Stunden geopfert. Zeit, in der er hätte los ziehen können und schauen, was für schöne Aussichten die Stadt bei diesem Wetter für ihn bereit halten würde. Gerade nachdem der erste Schultag nicht unbedingt optimal verlaufen war. Dieses ganze bescheuerte Gruppenbilden. Er hatte keinen Bock irgendjemandes persönlicher Leibeigner zu sein, genauso wie er keine große Lust hatte die Konsequenzen zu spüren, falls er sich widersetzen sollte.
“Ist doch alles große Scheiße“, dachte sich Marco und betrachtete weiter seine Zimmerdecke, die ein Poster von den Ramones zierte. Er lag noch immer in dieser Position, als die Stimme seines Onkels aus dem unteren Stockwerk ertönte.
„Marco, komm runter, wir haben Besuch!“
„Nicht noch einer“, fluchte der Angesprochene leise und schwang genervt seine Füße auf den Boden, um zur Tür zu schlurfen. Mit großer Unlust trabte er die Treppenstufen hinunter, an deren Ende sein Onkel ihn schon breit lächelnd erwartete, wieder mal eine Kippe, die lässig ihm Mundwinkel hing.
Wesentlich interessanter war jedoch der Gast, er passte so gar nicht in das Ambiente. Wie ein Delphin in einer Horde Orcas stach der Fremde heraus. Er war um die einsachtzig groß, recht dünn und wenn auch nicht schwarz, zumindest ziemlich braun. Auf jeden definitiv niemand aus dem westlichen Raum, arabisch würde er spontan tippen, aber wer konnte so etwas in New York schon genau sagen? Es gab hier so viele Kulturen, Menschentypen, multikulturell beschrieb die Stadt ganz gut. Da war es auch schon möglich einen Asiaten zu treffen, der keinen Brocken asiatisch kannte, aber auf der anderen Seite auch denjenigen, der dir Maos Lebenslauf rückwärts aufsagen kann.
Auf jeden Fall schien dieser Kerl schon auf den ersten Blick anders zu sein.
„Marco, das ist Umar, ein alter Freund von mir. Umar, mein Neffe Marco.“




Unterdessen im Times

Obwohl es erst früher Abend war, hatte sich das Times bereits gut gefüllt. Wieder mal waren alle unterschiedlichen Typen und soziale Schichten vertreten. Da waren die Broker von der Wall Street und die gehobeneren Bankfuzzies im feinen Anzug, die noch einen Drink oder auch mehrere nehmen wollen bevor sie nach Hause gehen und sich auf den morgigen Tag vorbereiten, genauso wie diejenigen, die Sozialhilfe beziehen und schon viel zu lange anschreiben und beschlossen haben, dass es viel bequemer ist den Jogginganzug 24 Stunden am Tag non-stop zu tragen. Und alles dazwischen.
Kurz um, ein normaler Abend. Auch Loyd hatte sich schon mit zwei Freunden eingefunden und stand am Billiardtisch, ein Scotch in der einen, den Que in der anderen und lachte gerade über eine Geschichte seines Kumpels.
Auch wie immer.
Doch sollte sich die Normalität des Abends noch wandeln.
 
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